Ad Infinitum – Chapter II – Legacy

Die musikalische Weiterentwicklung ist deutlich wahrzunehmen – Ad Infinitum sind nach ihrem vielbeachteten Debut aufeinander eingespielt. Was es noch benötigt, um das nächste Level zu erklimmen: Konsequenz in der musikalischen Ausrichtung. Dann haben Ad Infinitum das Potenzial, „the next big thing“ im Symphonic Metal zu werden.

4.0
Florian Dünser

FLORIAN DÜNSER

22. Oct 2021

Review
Ad Infinitum
Melissa Bonny
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Die Symphonic-Metal-Band Ad Infinitum hätte sich einen besseren Start in ihre Band-Historie verdient. Die Kombo rund um Gesangstalent Melissa Bonny musste ihr Debut „Chapter I – Monarchy“ zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr raushauen. Ein Debut, das sehr viel Beachtung gefunden hat – und, mit Ausnahme eines öffentlichen YouTube-Gigs, nie live aufgeführt werden konnte. Der Band war es erst vor wenigen Wochen möglich, gemeinsam auf der Bühne zu stehen – eineinhalb Jahre nach Veröffentlichung ihres Debutalbums. Schwierige Rahmenbedingungen für eine Band, die nur eines vor Augen führt: eine steile Karriere. Wenig überraschend also, dass Ad Infinitum diesen fehlenden Kontakt zu Publikum und Fans kompensieren wollten. Das Ergebnis? Drei Alben in gerade einmal eineinhalb Jahren. Bereits im vergangenen Jahr ist eine Acoustic-Version von „Chapter I – Monarchy“ erschienen: "Chapter I – Revisited". Und nun steht der reguläre Nachfolger des Debuts am Start: „Chapter II – Legacy“.

Bemerkenswerte Weiterentwicklung

„Chapter II – Legacy“ liefert ziemlich genau das, was von Ad Infinitum erwartet wurde: Astreiner Symphonic Metal. Ein Metal-Einstiegsgenre, das von den einen als die ultimative Verbindung der musikalischen Welten gefeiert – und von den anderen als Kindergeburtstag belächelt wird. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte: Denn die wenigsten Bands schaffen es wirklich, aus dem Metal-Musical-Mief, der beim Symphonic Metal oft mitschwingt, hervorzutreten. Wenn es doch gelingt, wird aus dem epischen Feuerwerk ein beeindruckendes musikalisches Erlebnis, das auch Subgenre-fremden Metal-Fans ein Wow auf die Lippen zaubert. Nightwish ist eine dieser Bands, die das ganz problemlos schaffen – genauso wie Epica, um zwei Beispiele hervorzuheben. Und Ad Infinitum? An die Größen des Genres kann noch nicht aufgeschlossen werden – aber sie sind auf gutem Weg dorthin. Die zwölf Tracks auf „Chapter II – Legacy“ haben ihre Höhen und Tiefen, sind teilweise noch zu klischeehaft umgesetzt – aber in der Gesamtbetrachtung eine bemerkenswerte Weiterentwicklung zu „Chapter I – Monarchy“.

Düstere Grundstimmung

Dabei stechen allen voran die zwei ausgekoppelten Singles positiv hervor: „Unstoppable“ und „Afterlife“. Bei letzterer hat sich Melissa Unterstützung von Nils Molin geholt – seines Zeichens männlicher Konterpart von Elize Ryd bei Amaranthe. Auch wenn die Bands musikalisch wenig gemeinsam haben: Die Nähe zu Amaranthe ist eine private – ist Melissa doch mit Amaranthe-Drummer Morten Løwe Sørensen liiert, der auch Drummer des gemeinsamen Nebenprojekts „The Dark Side oft he Moon“ ist. So oder so: Die Zusammenarbeit hat sich bezahlt gemacht. „Afterlife“ zeigt eindrucksvoll, wohin die Reise von Ad Infinitum gehen muss. Der Song ist mystisch, düster, episch – und kommt dabei (fast) ohne Klischees aus. Die männlichen Vocals von Nils passen wie die Faust aufs Auge zu den wunderbaren clean vocals von Melissa. Es ist zugleich auch jener Song, bei dem die inhaltliche Ausrichtung des Albums – die Geschichte von Vlad dem Pfähler, besser bekannt als Dracula, zieht sich wie ein roter Faden durch „Chapter II – Legacy“ – am eindrücklichsten spürbar wird.

Ad Infinitum als „the next big thing“?

Deutlich häufiger als noch auf dem Debut setzt Melissa das Stilmittel Growling ein. Und das tut „Chapter II – Legacy“ durchaus gut. Ihre stimmliche Variation verleiht den Songs zusätzliche Härte – etwa bei „Your Enemy“ oder dem finalen „Lullaby“. Bei letzterem schwingt wiederum jene düstere Grundstimmung mit, die dem Sound von Ad Infintium – bzw. der ganzen Ausrichtung der Band – ausgesprochen guttut. Growlings kombiniert mit facettenreichen clean vocals, viel Epos und stimmigem Songwriting. Da wird man auch für Songs wie „My Justice, Your Pain“ oder „Song Of Wallachia“ entschädigt, die Wasser auf den Mühlen der „Anti-Symphonic-Metal“-Front sind.

Das wird Ad Infinitum und Melissa Bonny freilich wenig stören. Und das ist gut so. Die Weiterentwicklung auf „Chapter II – Legacy“ ist spürbar. Und auch die Entscheidung, das Album selber zu produzieren, hat sich als goldrichtig erwiesen. Die Band, die beim Debut noch remote an den Songs gearbeitet hatte, ist nun auch hörbar aufeinander eingespielt, der eingeschlagene Weg ist der richtige. Was es noch benötigt, um das nächste Level zu erklimmen: Konsequenz in der musikalischen Ausrichtung. Dann haben Ad Infinitum das Potenzial, „the next big thing“ im Symphonic Metal zu werden.

Tracklist

1. Reinvented
2. Unstoppable
3. Inferno
4. Your Enemy
5. Afterlife
6. Breathe
7. Animals
8. Into the Night
9. Son Of Wallachia
10. My Justice, Your Pain
11. Haunted
12. Lullaby

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