Epica – Ωmega

Omega lässt sich mit einem raren Ausdruck des Staunens zusammenfassen: Wow. Es ist das bisher beste Epica-Album – und eines der besten Symphonic-Metal-Alben überhaupt.

5.0
Florian Dünser

FLORIAN DÜNSER

19. Feb 2021

Review
Epica
Simone Simons
Image

Fünf Jahre lang mussten sich Epica-Fans auf das neue Album gedulden. Fünf Jahre, die die Niederländer unter anderem für eine kreative Pause genutzt haben. "Die Batterien waren leer", sagte Frontfrau Simone Simons jüngst im Interview mit Dark Divas. Mit frischer Energie betankt ging es dann ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 an die Produktion der neuen Platte. Ein Hindernis? Ziemlich sicher in der Organisation – nicht aber im Kreativprozess, wie Epica eindrucksvoll unter Beweis stellen. Omega ist mitunter das Beste, was die Niederländer musikalisch in ihrer beinahe 20-jährigen Karriere abgeliefert haben. Als "umwerfend und verblüffend" wird es vom Label Nuclear Blast in der Pressemitteilung gehuldigt. PR-Sprech, klar – aber in diesem konkreten Fall wollen wir uns anschließen. Omega ist genau das: umwerfend.

Die Gratwanderung

Epica sind nicht erst seit Omega eine absolute Macht im Symphonic Metal. Ein Metal-Subgenre, dem seit jeher Kitsch und Pathos in Überfluss vorgeworfen wird. Und tatsächlich gibt es nur wenige Bands, die sich musikalisch auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch einlassen sollten. Neben Nightwish sind es Epica, die die Qualität haben, diese Gratwanderung nicht zur beschreiten, sondern neu zu definieren. Mark Jansen ist neben Tuomas Holopainen zweifelsohne einer der besten Songwriter im Metal-Genre. Und obwohl er sich nicht für alle Songs auf Omega verantwortlich zeigt, muss man den kreativen Einfluss des Epica-Masterminds auch bei jenen Songs nicht suchen, die aus der Feder seiner kreativen Mitstreiter stammen. Darunter die stimmgewaltige Frontfrau Simone Simons, die auf Omega einmal mehr ihren Facettenreichtum unter Beweis stellt.

Epica als Hit-Garanten

Während bei vielen Bands das Hit-Pulver mit den ersten zwei Single-Auskopplungen bereits vor dem Release verschossen wird, verwöhnen Epica ihre Fans mit zwölf Perlen, die nahezu alle das Potenzial für eine Single hätten. Die mehr als 2 Millionen YouTube-Aufrufe von "Abyss of Time" in nur vier Monaten sprechen für das diesbezüglich gute Gespür der Band. Man weiß eben, was ankommt.

Höhepunkte ohne Abnützungserscheinungen

"Ankommen" werden bei Fans wie Neueinsteigern zweifelsohne auch Nummern wie "Gaia", "Synergize – Manic Manifest" oder "Twilight Reverie – The Hypnagogic State". Das harmonische Zusammenspiel zwischen harten Gitarren-Riffs, dem einfühlsamen Gesang von Simone, Marcs Grunts sowie Chor und Orchester funktionieren nicht einfach nur, sondern ergeben ein konstantes, episches Feuerwerk. Abnützungserscheinungen? Die Band schafft es, die Grundspannung, die nahezu in jedem Song in einen epischen Höhepunkt mündet, konsequent durchzuziehen. Auch das zeichnet Omega aus: Das Album hat viele Höhepunkte, eben typisch Symphonic Metal – aber das Gefühl, genug davon zu haben, beschleicht einen auch nach mehrmaligen Hören nicht.

Und das gilt eben auch für Songs wie "Code of Life". Eine Nummer, die im Aufbau keine großen Überraschungen bietet und mit dem monumentalen Refrain nach klassischem Epica-Hit-Prinzip anmutet. "Alles schon mal gehört"-Mief? Mitnichten. Die perfekten Arrangements und der Einsatz unterschiedlichen Stilmittel ist so stimmig, dass die Evolution im Kleinen den großen Wurf auszeichnet. Simones Favorit auf Omega erzeugt durchgehend Gänsehaut.

Apropos Gänsehaut: Ungewohnt ruhige Töne stimmen Epica derweil bei "Rivers" an. Einer einfühlsame Ballade, die Simones wunderschöne Stimme in den Mittelpunkt rückt. Und wenig überraschend: Auch das klappt wie aus dem Ei gepellt.

Das Epica-Schaufenster

Eine ganz andere Marschrichtung: "Kingdom Of Heaven" – "The Antediluvian Universe" (der dritte Teil der Saga) ist ein 13-minütiges Werk, das wie ein Schaufenster für das Schaffen von Epica anmutet. Alles, was die Niederländer auszeichnet und wofür sie von den Fans geliebt werden, steckt wie eine musikalische Zusammenfassung in diesem Song. Ein Song mit Bedeutung für Marc. "Als ich den ersten Teil schrieb, starb meine Großmutter, und ich widmete ihn ihrem Gedenken. Den dritten Teil schrieb ich gemeinsam mit Isaac – und diesmal starben seine und meine andere Großmutter binnen einer Woche.“ Dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir zuzugeben wagen, ist auch die Kernaussage des neuen Albums – in diesem Fall versinnbildlicht mit dem sogenannten Omegapunkt.

Fazit

Omega lässt sich mit einem raren Ausdruck des Staunens zusammenfassen: Wow. Es ist für uns ohne Zweifel das bisher beste Epica-Album – und eines der besten Symphonic-Metal-Alben überhaupt.

Tracklist

  1. Alpha – Anteludium 1:38

  2. Abyss of Time – Countdown to Singularity 5:20

  3. The Skeleton Key 5:06

  4. Seal of Solomon 5:28

  5. Gaia 4:46

  6. Code of Life 5:58

  7. Freedom – The Wolves Within 5:37

  8. Kingdom of Heaven prt 3 – The Antediluvian Universe 13:24

  9. Rivers 4:48

  10. Synergize – Manic Manifest 6:56

  11. Twilight Reverie – The Hypnagogic State

  12. Omega – Sovereign of the Sun Spheres 7:06

VÖ: 26.02.2021

Sign up for our Newsletter to stay updated on all things

Follow us on Instagram