Beyond the Black – Horizons
Horizons zeigt viel Licht und wenig Schatten – und ist insgesamt eine stimmige Weiterentwicklung einer ambitionierten Band, die ihren musikalischen als auch kommerziellen Zenit noch nicht erreicht hat. Von Jennifer und Band werden wir noch viel hören!
FLORIAN DÜNSER
19. Juni 2020
Das vierte Studioalbum der deutschen Symphonic-Metal-Kombo Beyond the Black hat bei der Band laut eigenem Bekunden eine emotionale Achterbahnfahrt ausgelöst. Wenig überraschend, haben die Deutschen doch mit dem Vorgänger Heart of the Hurricane den Grundstein für ihren großen Erfolg dieser Tage gelegt.
Ein Jahr lang arbeitete die Band rund um Frontfrau Jennifer Haben am 13-Titel-starken Werk – und fieberte nicht zuletzt aufgrund der bescheidenen Reaktionen zur ersten Singleauskopplung im März dieses Jahres wohl mit gemischten Gefühlen in Richtung Veröffentlichungstermin. Misery heißt das Erstlingswerk von Horizons, das von den Fans nicht zu Unrecht als poppige Weichspülernummer gegeißelt wurde. Ein Track, der auch nach mehrmaligen Hören nicht in das Konzept Beyond the Black passen möchte. Klar: Der Song ist eingängig und radiotauglich. Das möchte man der ambitionierten Truppe auch nicht zum Vorwurf machen. Aber man wollte es mit dieser Nummer vielleicht ein wenig zu sehr. Die gute Nachricht: Die erste Single von Horizons bleibt zugleich der schwächste Titel des neuen Albums.
Ein Duett mit Potenzial
Horizons startet mit gleichnamigen Titel in das knapp einstündige Hörerlebnis – ein absolutes Highlight des Albums. Vor allem der epische Refrain lässt auf ein tolles Live-Erlebnis hoffen, auf das wir Covid-19-bedingt bis 2021 warten müssen.
Misery durchgetaucht, folgt mit Wounded Healer eine weitere Nummer, die dem BTB-Fan bereits seit längerem bekannt ist. Das Duett mit Amaranthe- Frontfrau Elize Ryd kommt freilich nicht von irgendwo – sondern ist der gemeinsamen Co-Headliner-Tour geschuldet, die in das Frühjahr 2021 verlegt wurde. Die beiden Divas harmonieren zumindest gesanglich wunderbar. Der Song macht allerdings auch deutlich, dass das stimmliche Volumen von Jennifer mehr hergibt als das ihres schwedischen Konterparts.
Was nicht soll, darf nicht sein?
Die neue Single Human tritt an, das ganze Album stellvertretend in einem Song zu verkörpern. Eine astreine Hymne, die wohl nicht zu Unrecht auch von vielen Kritikern als Highlight des Albums gefeiert wird.
Auch die folgenden Nummern auf Horizons bleiben dem Album-Stil treu: Eine Mischung aus Metal- und Pop-Elementen, ein paar Power-Nummern geben Tränendrüsen-drückenden Rock-Balladen die Klinke in die Hand. Das macht das Album sehr breiten- und radiotauglich – was in der Szene wie das Amen im Gebet Anlass für Kritik geben wird. Pop im Metal? Was nicht soll, darf nicht sein.
Was dabei meist ignoriert wird: Es sind Bands wie Beyond the Black, die den Einstieg in das Metal-Genre für all jene ermöglichen, deren einzige Metal-Assoziationen auch im Jahre 2020 Bierbauch und Lederkluft sind. Musik lebt davon, konsequent aus dem eigenen Mief hervorzutreten, zu experimentieren, neue Elemente auszuprobieren – und offen für alternative Entwicklungen zu bleiben. Alles andere heißt Stillstand. Und das kann weder Band noch Genre zuträglich sein.
Nummern wie Marching On, You're not alone oder Out of the Ashes, werden keinen Death-Metal-Fan aus der Reserve locken. Aber es kann all jenen, die keinen Bock mehr auf Radio-Einheitsbrei haben, eine neue Welt veranschaulichen, in der es neben Growling, harten Riffs und Double Bass eben auch Platz für Orchester- und Popeinflüsse gibt.
Horizons zeigt viel Licht und wenig Schatten – und ist insgesamt eine stimmige Weiterentwicklung einer ambitionierten Band, die ihren musikalischen als auch kommerziellen Zenit noch nicht erreicht hat. Von Jennifer und Band werden wir noch viel hören!
Tracklist
Horizons
Misery
Wounded Healer
Some Kind Of Monster
Human
Golden Pariahs
Marching On
You’re Not Alone
Out Of The Ashes
Paralyzed
Coming Home
I Won’t Surrender
Welcome To My Wasteland
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