Exit Eden – Femmes Fatales
Die Single „Run!" war ein starker Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte und nun folgen den Worten auch Taten: Auf Femmes Fatales betreten Exit Eden erstmals neues Terrain und veröffentlichen nach sechs Jahren Pause nicht nur Cover bekannter Popsongs, sondern auch selbstgeschriebene Hymnen. Und das zeigt sich durchaus gelungen.
CHRISTIAN VON DARK DIVAS
10. Jan. 2024
Sechs Jahre sind vergangen, seit das Debütalbum von Exit Eden, Rhapsodies in Black, das Licht der Welt erblickt hat. Dieser Achtungserfolg bescherte der Band rund um die drei Sängerinnen Clémentine Delauney (Visions of Atlantis), Anna Brunner (League of Distortion) und Marina La Torraca (Phantom Elite) nicht nur Platz 15 in den deutschen Charts, sondern auch einen Auftritt auf dem Wacken Open Air. Wem das Konzept von Popmusik in Symbiose mit Symphonic Metal gefallen hat, der wird auch mit diesem Album seine Freude haben. Allerdings hat sich in diesen sechs Jahren nicht nur die Welt weiter gedreht, auch Exit Eden haben sich weiterentwickelt – und veröffentlichen auf Femmes Fatales zum ersten Mal auch sechs eigene Tracks. Die, seit dem Weggang von Amanda Sommerville, nunmehr drei Stimmen ergänzen sich wunderbar und der Produzent und Songschreiber Hannes Braun (Kissin’ Dynamite) liefert dafür den passenden Klangteppich.
Exit Eden
Exit Eden ist eine Symphonic-Metal-Supergroup, die 2017 mit ihrem Debut-Album „Rhapsodies in Black" große Erfolge mit Coverversionen weltbekannter Hits gefeiert hat – darunter „Total Eclipse Of The Heart" mit mehr als 12 Millionen Views auf YouTube.
Mitglieder
Clémentine Delauney - Vocals Anna Brunner - Vocals Marina La Torraca - Vocals
Auf neuen Pfaden – und doch altbewährt
Eine Spieluhr eröffnet den Titeltrack Femmes Fatale bevor nach einem epischen Aufbau das Tempo langsam steigt, die Drums einsetzen und Screams von Anna (Anna Brunner, League of Distortion) ertönen. Wenn es so mit den selbstgeschriebenen Tracks weitergeht, dann war die Entscheidung dafür längst überfällig. Ruhige Gesangsparts wechseln sich mit Gitarrensolos ab und härtere Passagen laden zum Headbangen ein. Zum Schluss flüstert uns Clémentine (Clémentine Delaunay, Visions of Atlantis) auf französisch ins Ohr, um den Refrain abschließend noch einmal erklingen zu lassen und die erste Nummer eindrücklich in unser Kurzzeitgedächtnis zu brennen.
Mit It’s a Sin (Pet Shop Boys) startet nun auch das erste Cover auf dem Album und vor allem dieses Stück sticht heraus, da einerseits die Stimmung des Originals und damit der herrliche 80er-Jahre-Vibe aufgegriffen werden, andererseits aber auch, ein eigenständiges Stück poppigen Symphonic Metals entsteht. Bei Seperate Ways (Journey) und Alone (Heart) wird dieser Spagat auch spielend gemeistert und beim Hören machen sich sowohl nostalgische, als auch neugierige Gefühle breit. Désenchantée (Mylène Farmer) zeigt vor allem im letzten Drittel die beeindruckende Mischung aus Fragilität und Kraft in Clémentines Stimme, doch leider fehlt diesem Cover die Schwere, die das Original mit sich bringt. Poison (Alice Cooper) wurde schon tausendfach gecovert und während an dieser Umsetzung absolut nichts auszusetzen ist, so stellt sich bei mir doch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein und ich sehne mich nach Alice Cooper, wobei auch hier das letzte Drittel des Covers noch einmal ordentlich Gas gibt und zumindest nicht mit Emotion geizt. Kayleigh (Marilion) hingegen nimmt zwar auch wenig von der ursprünglichen Stimmung mit, macht aus dieser Nummer aber einen eigenständigen Song, der sich durchaus auch auf anderen poppigen Symphonic-Metal-Alben sehen lassen könnte, ohne als Cover erkannt zu werden. Prinzipiell funktioniert das Konzept, Lieder aller Genres durch den Symphonic-Metal-Fleischwolf zu drehen, sehr gut, was sicher auch an den musikalischen Qualitäten der Band und des Produzenten liegt.
Selbstgekocht, schmeckt doch am besten
Die eigentlichen Highlights des Albums sind aber die selbstgeschriebenen Tracks. Folkige Klänge entführen die Hörer*innen in eine andere Welt, bevor der markante Gesang Marko Hietalas (ex-Nightwish) auf Run! einsetzt, um anschließend in einen wunderbaren Refrain der Femmes Fatales von Exit Eden überzugehen. Der Song ist durchwegs kraftvoll und harmonisch geschrieben, mit Ausreißern in Richtung Pop und Folk. Die Kombination harmoniert gut und Clémentine zeigt im zweiten Part noch einmal ihre stimmliche Vielfalt. Die lustige Geschichte, wie Marko zu diesem Feature gekommen ist, findet ihr übrigens in unserem Interview mit Anna und Marina.
Das später folgende Buried in the Past ist das einzige Stück auf dem Album, das bei mir einfach keinen bleibenden Eindruck hinterlassen will.
Dying in my Dreams wird textlich und stimmlich emotionaler und Exit Eden zeigen einmal mehr, dass das Schreiben eigener Songs eine sehr gute und längst überfällige Idee war. Gerade dieser Song zeigt, wie gut die Instrumentalisierung und der Gesang der Sängerinnen Hand in Hand gehen. Hold Back Your Fear hat mich dann endgültig gefangen. Marina (Marina La Torraca, Phantom Elite) startet mit einem stimmlich fesselnden Intro, um von melodischen und doch treibenden Gitarren erst abgelöst und schließlich begleitet zu werden. Ein kurzer opernhafter Teil leitet zum Refrain über und gefühlt passiert in diesem Lied alle paar Sekunden etwas Neues, ohne jedoch jemals überladen oder überfordernd zu wirken. Diese Mischung aus klassischen Symphonic Metal mit poppigen Elementen und einer stimmlichen Vielfalt, die ihresgleichen sucht, ist das, was Exit Eden zu etwas ganz Besonderem macht. Zum Schluss täuscht Elysium eine ruhige Ballade an, nur um sich langsam mit treibenden Riffs in eine symphonische Klangwelt zu verwandeln, die einen würdigen Abschluss dieses Experiments bildet. Am Ende stellt sich mir nur die Frage, weshalb Exit Eden nicht immer schon schon eigene Songs geschrieben haben.
VÖ: 12.01.2024
Tracklist
1 Femme Fatale
2 It's a Sin
3 Run! (feat. Marko Hietala)
4 Separate Ways
5 Buried in the Past
6 Désenchantée
7 Dying in my Dreams
8 Poison
9 Alone
10 Hold Back Your Fear
11 Kayleigh
12 Elysium
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