Visions of Atlantis – Pirates II, Armada

Visions of Atlantis haben mit "Pirates II - Armada" einen würdigen Nachfolger für "Pirates" geschaffen. Sie erfinden das Genre vielleicht nicht neu, schaffen es aber, die gleiche Dramatik, Leidenschaft und Emotion von "Pirates" weiterzuführen. Demnach ist es eine gelungene Fortsetzung der Saga.

4.5
Jennifer Richter

JENNIFER RICHTER

1. Juli 2024

Review
Visions of Atlantis
Clémentine Delauney
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Kann man die wunderschöne Natur der Alpen in Österreich mit der Welt der Freibeuterei auf hoher See verbinden? Im Falle der Symphonic Metal Band Visions of Atlantis sage ich ganz klar: Ja. Die Truppe um Frontfrau und Piratin Clémentine Delauney ist bekannt für kreatives Storytelling und eine Menge Fantasie. Sie schaffen es, jahrhundertealte Mythologien in ein frisches Gewand zu kleiden. Gegründet im Jahr 2000, wird die Band nächstes Jahr schon 25 Jahre Bandgeschichte feiern. In dieser Zeit haben sie acht Studioalben veröffentlicht, die alle ihrem eigenen Kosmos folgen. Thematisch begeben wir uns unter anderem auf den Mythos von Atlantis, doch im Vordergrund stehen die nautischen Themen und die Piraterie.

Im Line-up von Visions of Atlantis gab es einige Wechsel, mit Ausnahme von Schlagzeuger Thomas Caser, der seit dem ersten Album von 2002 mit seinen kraftvollen Drums dabei ist. Diese Unbeständigkeit war auch im Sound spürbar, doch seit dem Album "Wanderer" von 2019 gab es keine weiteren Änderungen in der Besetzung. Dies zeigt sich auch im Spiel der Band, der Sound ist gereifter. Ihr aktuelles Werk "Pirates II - Armada" ist die Fortsetzung des Albums "Pirates" aus 2022, das erstmals das Piratenleben in den Vordergrund stellte. Die Fans von Visions of Atlantis haben dieses Konzept sehr positiv aufgenommen – wie werden sie wohl über die Fortsetzung denken? Lassen wir uns überraschen.

Visions of Atlantis bleiben ihrem Konzept treu

"Pirates II - Armada" enthält 12 Songs und beginnt mit dem gefühlvollen Opener 'To Those Who Choose To Fight'. Das melancholische Intro wird von großartigen Vocals und einer einprägsamen Klangkulisse untermalt. Ein toller Start ins Album und ein einprägsamer Übergang in das dramatische 'The Land Of The Free'. Schon in den ersten Momenten fühlt man sich direkt an vergangene Jahre erinnert, als wegweisende Bands wie Nightwish und Within Temptation mit ihren epischen Melodien das erste Mal zu hören waren. Es ist Symphonic Metal in seiner reinsten Form: schnelle und kraftvolle Gitarrenleads, episches Drumming und die melodischen Gesänge von Clémentine Delauney und Michele Guaitoli. Das Genre hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, aber Visions of Atlantis halten die Traditionen am Leben und fügen ihren eigenen Stil hinzu. Besonders hervorzuheben ist die orchestrale Untermalung im Hintergrund, die viel Atmosphäre bringt. In 'Tonight I'm Alive' begeben wir uns in unbekannte Gewässer: orientalische Klänge und ein Chor eröffnen den Song. Clémentine und Michele singen miteinander und gegeneinander, fast wie die stürmische See, die mit dem ruhelosen Wind um die Oberhand kämpft. Der Song macht Spaß und treibt nach vorne; live wird er sicher zum Mitsingen animieren, vor allem durch das kreative Solo von Gitarrist Christian Douscha vor der Bridge. Die Bridge selbst glänzt mit wunderbarem Gesang und mystischen orientalischen Klangelementen.

Image of Band

Visions of Atlantis

Visions of Atlantis ist eine Symphonic-Metal-Band, die im Jahr 2000 in Bruck an der Mur, Österreich, gegründet wurde. Ihre Musik ist stark von mythologischen Themen und Geschichten über verlorene Welten und Atlantis inspiriert, wodurch sie sich eine einzigartige Nische im Metal-Genre geschaffen haben. Die Band hat mehrere Alben veröffentlicht, die sich durch eine Mischung aus kraftvollen Metal-Klängen und symphonischen Elementen auszeichnen, unterstützt durch den Wechselgesang zwischen männlichen und weiblichen Stimmen.

Clémentine Delauney - Vocals Michele Guaitoli - Vocals Christian Douscha - Guitars Herbert Glos - Bass Thomas Caser - Drums

Intensives Höllenfeuer

Eine Doublebass-Fontäne eröffnet den gleichnamigen Titeltrack 'Armada' und entführt den Hörer in die faszinierende Welt der Piraten, die durch ein aufwändig inszeniertes Musikvideo beeindruckend visualisiert wird. Die Band zeigt sich düsterer und härter als je zuvor. Auf interessante Weise wird harter Heavy Metal mit symphonischen Parts in einem leicht zugänglichen Klanggewand vermischt. Besonders der mehrstimmige Chorgesang im Refrain ist ein echter Mitreißer. Natürlich darf auf so einem Album auch die obligatorische Ballade nicht fehlen. Auf "Armada" ist das 'Ashes to the Sea'. Diese Ballade wird von theatralischen Orchesterpassagen untermalt, die mit verschiedenen Tempowechseln und Stimmungswechseln dem Song mehr Tiefe und Atmosphäre verleihen. Er sticht vielleicht nicht so sehr hervor wie andere Tracks auf dem Album, hat aber seinen Platz auf "Armada" verdient. 'Hellfire' startet mit einem Knall – und das ist wörtlich gemeint. Kanonenschüsse sind zu hören, zusammen mit schweren Orgelklängen setzen sie eine intensive Stimmung. Die Spannung steigt mit dem intensiven und rhythmischen Drumming von Thomas Caser, bevor das Ganze mit einem Killerriff und hohem Screaming wirklich zum "Höllenfeuer" wird. Der Refrain ist der beste Teil des Songs, mit einer "Mitsing"-Garantie, die die Menschen bei einem Konzert sicherlich in Bewegung bringt. Der "Burn, burn, burn" Singsang ist simpel, aber effektiv – ich kann mir gut vorstellen, wie die Fans ihre Hände in die Höhe reißen und der Band entgegen schreien. Der Vorhang fällt mit dem Closer 'Where the Sky and Ocean Blend'. Das epische Stück erstreckt sich über sieben Minuten und ist damit der längste Track des Albums. Visions of Atlantis glauben offensichtlich daran, dass man mit einem lauten Knall aussteigen sollte. Dieses gewaltige symphonische Stück ist ein passendes Ende für dieses Werk. Zu Beginn des Songs erklingt eine rätselhafte Melodie im Hintergrund – sind es Regentropfen, die in einer ruhigen Nacht auf das Schiff fallen, oder das raue Knarzen des Steuerrads? Es ist schwer auszumachen, aber umso faszinierender. Doch bevor sich der Ton offenbaren kann, setzt auch schon Thomas mit seinem Schlagzeugfeuerwerk ein und peitscht die Melodie nach vorne. Hier vernehme ich auch am deutlichsten die wummernde Bassline von Herbert Glos. Die gesangliche Leistung von Clémentine fesselt von Minute eins an; sie ist gut zu Beginn des Albums, aber grandios am Ende. Auch als nicht so großer Fan des Symphonic Metal Genres muss man anerkennen, welche gesanglichen Leistungen diese Frau erbringen kann. Kontrast bringt der gesangliche Part von Michele: kraftvoll und stark bricht er hervor, besonders die Backingvocals lassen es fast so wirken, als würde eine geisterhafte Piratencrew seine Worte widerhallen lassen. 'Where the Sky and Ocean Blend' ist eine klare Hörempfehlung.

Fazit

Visions of Atlantis haben mit "Pirates II - Armada" einen würdigen Nachfolger für "Pirates" geschaffen. Sie erfinden das Genre vielleicht nicht neu, schaffen es aber, die gleiche Dramatik, Leidenschaft und Emotion von "Pirates" weiterzuführen. Demnach ist es eine gelungene Fortsetzung der Saga. "Armada" wird ab dem 5. Juli in digitaler sowie physischer Form im Handel verfügbar sein. Eine klare Empfehlung für Fans von Nightwish und Within Temptation.

Tracklist

01    To Those Who Choose to Fight
02    The Land of the Free
03    Monsters
04    Tonight I’m Alive
05    Armada
06    The Dead of the Sea
07    Ashes to the Sea
08    Hellfire
09    Collide
10    Magic of the Night
11    Underwater
12    Where the Sky and Ocean Blend

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