Edenbridge – Shangri-La
Schämen müssen sich Edenbridge für ihr elftes Studioalbum auf keinen Fall. Eine gewisse Langatmigkeit trübt den Gesamteindruck; für eine kurzzeitige Flucht aus dem Alltag taugt dieses „Shangri-La“ aber allemal.
2. Sept. 2022
Die Symphonic-Metal-Veteran*innen von Edenbridge zählen mit ihrer 24-jährigen Bandgeschichte und einer Zahl an Studioalben, die sich mittlerweile im zweistelligen Bereich bewegt, nicht nur zu den am längsten agierenden Bands im Subgenre, sondern haben sich dort auch einen Kultstatus erspielt. Umso spannender ist die Frage, was die Österreicher*innen um Frontröhre Sabine Edelsbacher nun mit ihrem elften Studioalbum „Shangri-La“ auf die Beine gestellt haben.
Geistiger Rückzugsort
Der Titel des Werks ist ursprünglich dem Roman „Lost Horizon“ von James Hilton aus dem Jahr 1933 entlehnt. Bei „Shangri-La“ handelt es sich dort um einen fiktiven Ort in Tibet, in dem die Menschen - einem Paradies ähnlich - in Frieden leben. Sabine Edelsbacher griff diesen Gedanken in einem Interview auf, in dem sie „Shangri-La“ eher als einen geistigen Rückzugsort charakterisierte, der im Menschen selbst liege und den man mit dem Herzen betrete. Ob man das Konzept nun auf die eine oder andere Art interpretiert: einen Rückzugsort können wir beim aktuellen Weltgeschehen alle gut gebrauchen, und Edenbridge machen auf ihrem elften Longplayer klar, dass sie ihre Hörer*innen tatsächlich in eine andere Welt entführen wollen. Mystische, sphärische Klänge zwischen verträumt und bombastisch dominieren die Platte und machen es denjenigen, die sich auf diese Reise einlassen wollen, nicht schwer, das bandeigene „Shangri-La“ zu betreten.
Konzept geht nicht zu 100% auf
Dabei beginnt das Album mit dem satte acht Minuten umfassenden „At First Light“ alles andere als ruhig, sondern mit einer Ansage in Form von rockigen, treibenden Gitarren. Die jüngste vorab veröffentlichte Single „The Call of Eden“, präsentiert sich dagegen als hymnisches, recht klassisches Symphonic-Metal-Stück. Generell mutet es fast schon formelhaft an, wie sich auf „Shangri-La“ ruhigere und rockigere, nach vorne gehende Songs abwechseln. Obwohl Edenbridge eigentlich nichts mehr zu beweisen haben, scheinen sie doch zeigen zu wollen, dass sie mehr können als „nur“ vor sich hin plätschernden Symphonic Metal. Dabei drängt sich die Frage auf, warum die Mischung nicht zu 100% aufgeht. Denn obwohl sich die instrumentelle Darbietung konstant auf hohem Niveau bewegt und Sabine eine starke Gesangsperformance an den Tag legt, scheint etwas zu fehlen. Zwar klingt alles wie aus einem Guss und jeder Song vermittelt die gleiche mystische Atmosphäre, was einerseits für einen musikalischen Fluss und einen roten Faden sorgt. Andererseits ist dies aber auch der Punkt, der eine gewisse Abwechslung vermissen lässt. Es gibt durchaus Juwelen auf „Shangri-La“, die sich durch klangliche Experimente vom Rest des Albums abheben, doch muss man der Scheibe einen zweiten Durchlauf geben, um sie zu finden. Anspieltipps wären an dieser Stelle die Ballade „Savage Land“ sowie „Somewhere else but here“ und „The Road to Shangri-La“, die beide durch einen treibenden Rhythmus bestechen - und bei denen es sich wohl nicht ganz zufällig um die ersten beiden Single-Auskopplungen handelt. Insbesondere „The Road to Shangri-La“ überzeugt zu Beginn mit fernöstlich anmutenden Klängen, die sich in den Gesamtkontext des Albums einfügen.
Mit dem abschließenden Track „The Bonding (Part 2)“ dringen Edenbridge in Nightwish-artige Gefilde vor und liefern ein 16-minütiges Epos, das die Quintessenz des Albums noch einmal zusammenfasst. Wiederum läuten bombastische Klänge und schwere Gitarren-Riffs den Song ein, die von einer schnellen Klaviermelodie und Sabines Stimme abgelöst werden, nur um wenig später wieder drauflos zu brettern. Auch das Duett zwischen Sabine und Erik Martensson (u.a. Eclipse), der hier als Gastsänger engagiert wurde, funktioniert sehr gut, da beide Stimmen miteinander harmonieren. Im recht langen, rein instrumental gehaltenen Mittelteil hätte der Song eine Kürzung vertragen können. Dennoch bildet „The Bonding (Part 2)“ einen gelungenen Abschluss für das Album.
Fazit
Alles in allem bleibt zu konstatieren, dass sich Edenbridge für ihr elftes Studioalbum auf keinen Fall schämen müssen. Eine gewisse Langatmigkeit trübt den Gesamteindruck; für eine kurzzeitige Flucht aus dem Alltag taugt dieses „Shangri-La“ aber allemal.
Tracklist
Tracklist
CD 1
1. At First Light
2. The Call Of Eden
3. Hall Of Shame
4. Savage Land
5. Somewhere Else But Here
6. Freedom Is A Roof Made Of Star
7. Arcadia (The Great Escape)
8. The Road To Shangri-La
9. The Bonding (Part 2) – I. Overture
10. The Bonding (Part 2) – II: Alpha And Omega
11. The Bonding (Part 2) – III. The Eleventh Hour
12. The Bonding (Part 2) – IV. Round And Round
13. The Bonding (Part 2) – V. The Timeless Now – Finale
CD 2
1. At First Light (Instrumental)
2. The Call Of Eden (Instrumental)
3. Hall Of Shame (Instrumental) 4. Savage Land (Instrumental)
5. Somewhere Else But Here (Instrumental)
6. Freedom Is A Roof Made Of Stars (Instrumental)
7. Arcadia (The Great Escape) (Instrumental)
8. The Road To Shangri-La (Instrumental)
9. The Bonding (Part 2) – I. Overture (Instrumental)
10. The Bonding (Part 2) – II: Alpha And Omega (Instrumental)
11. The Bonding (Part 2) – III. The Eleventh Hour (Instrumental)
12. The Bonding (Part 2) – IV. Round And Round (Instrumental)
13. The Bonding (Part 2) – V. The Timeless Now – Finale (Instrumental)
Release: 16. September 2022
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