Arctis – Arctis

Eingängige Tracks wie der Opener „I’ll Give You Hell“ und „No Slave“ bleiben im Gedächtnis und machen Spaß. Dennoch fehlt dem Album der letzte Schliff. Ich bezweifle nicht, dass die Band mich in Zukunft durch und durch überzeugen kann – die Ansätze und der Wille sind definitiv vorhanden.

3.5
Jennifer Richter

JENNIFER RICHTER

28. Okt. 2024

Review
Arctis
Alva Sandström
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Wer sind eigentlich ARCTIS? ARCTIS ist eine Modern Metal-Band aus den Tiefen Finnlands, die Natur und Technologie vereint und sich unter anderem von den extremen Jahreszeiten des kalten Nordens inspirieren lässt. Sie fesseln sowohl Fans als auch Ersthörer mit einer fantastischen Erzählweise, die weit über die Musik hinausgeht. Ihrem Talent, ihrer Hingabe und harten Arbeit verdanken sie es, dass sie bald auf Tour mit den finnischen Metal-Meistern Apocalyptica gehen werden, um ihr Debütalbum und sich selbst live auf der Bühne zu präsentieren und ihren Status als "ein Muss für Fans melodischer Musik" zu festigen. Produziert wurde das Album von Jimmy Westerlund (Sturm und Drang), gemischt von Stefan Glaumann und gemastert von Svante Forsbäck. Was die Finnen uns auf ihrem Debüt zu bieten haben, hören wir uns jetzt an.

Frostig, aber mit Power

Wir starten mit dem Opener „I’ll Give You Hell“, der auch die erste Veröffentlichung im Vorfeld ihres selbstbetitelten Albums "Arctis" war. Zur Debütsingle könnt ihr euch auch das dazu produzierte Video auf YouTube anschauen. Die elektronischen Elemente in der Musik erinnern an eine Mischung aus Electric Callboy und Within Temptation, jedoch mit einer eigenen Note, die unter anderem auf die klangvolle Stimme der Sängerin Alva Sandström zurückzuführen ist. Der Mid-Tempo-Sound, getragen von einem sich hervorspielenden Schlagzeug, reißt von Anfang an mit. Was ich mir hier jedoch gewünscht hätte, wäre mehr Gitarrensound oder ein härterer Klang. Nur gegen Ende gibt es ein schönes Solo, dem dem Ganzen jedoch ein paar Verzerrungen mehr gut gestanden hätten. Trotzdem haben wir hier einen energiegeladenen Opener.

Kreative Cover und starke Vocals

Als nächstes kommt „Bimbo“, ein Track, der eine Coverversion der Hit-Single „Bimbo“ der schwedischen Alternative-Rock-Band Lambretta darstellt, die in ihrer Originalversion bereits über fünf Millionen Streams erreicht hat. ARCTIS möchte die beeindruckende Wirkung des Songs mit ihrer eigenen Version und einem neu entstandenen Musikvideo weiter verstärken. Die Band sagt zu diesem Cover:

„Wir freuen uns, die Veröffentlichung unserer brandneuen Single anzukündigen – eine Coverversion des 2000er Hits ‚Bimbo‘ von Lambretta! Dieser Song war damals ein herausragender Track und wir waren der Meinung, dass er es verdient hat, einem neuen Publikum zugänglich gemacht zu werden. Mit der Intensität unseres Sounds haben wir den Song neu interpretiert, ohne den Geist des Originals zu zerstören. Wir können es kaum erwarten, dass jeder unsere Version hört, und hoffen, dass sie die gleiche Begeisterung und Nostalgie auslöst wie bei uns. Macht euch bereit für eine epische Reise – unsere Version von ‚Bimbo‘ ist jetzt draußen!“

Auch wenn sich die beiden Versionen natürlich ähneln, haben ARCTIS mit ihrem futuristischen Klangkonzept aus Elektroeinflüssen und dem sehnsüchtigen Sound ihre Daseinsberechtigung als offizielle Coverversion von „Bimbo“ geschaffen, ohne vom Original abzulenken. Der ruhige Part in der Bridge gefällt mir in der Version der Finnen besser, ich mag den sanften Singsang von Alva.

Ein klareres Profil nötig

Songs wie „Tell Me Why“, „Frozen Swan“ sowie „Fire“ schaffen es jeweils, Aufmerksamkeit zu erregen – sei es durch cleveres Songwriting, marschierende Drums und melodisches Gitarrenspiel oder durch die lieblichen und doch energiegeladenen Vocals. Doch den Finnen fehlt ein klares Alleinstellungsmerkmal. Natürlich macht Alva Sandström auf dem Album einen guten Job, doch werden die Songs härter, verfällt sie manchmal zu hoch in ihrem Gesang, was im geschätzten Hörergehör schnell schrill ankommen kann. Wie bereits zu Beginn erwähnt, könnten im Verlauf des Albums, bis auf wenige Ausnahmen, die Instrumente deutlich mehr in den Vordergrund treten. Neben klassischen Elementen im Modern Metal hört man hier recht oft ein Keyboard über den Tracks. Ein Vergleich dazu: Eine weitere Band, deren Sound mich an ARCTIS erinnert, sind Amaranthe. Während Amaranthe mit mehreren Vocalists überzeugen und für Abwechslung sorgen, fehlt genau das bei ARCTIS. Natürlich darf man nicht vergessen, dass dies das Debütalbum ist und man daher noch nicht alles vorweisen kann, was eine lange etablierte Band kann. Dennoch gibt es gerade im Modern Metal Genre viele Künstler, die ähnliche Musik spielen. Ich bin mir daher sicher, dass auch die Combo aus dem kalten Finnland in Zukunft ihren individuellen Weg finden wird.

Fazit

Was lässt sich abschließend zum Debüt von ARCTIS sagen, das noch nicht in meiner Review erwähnt wurde? Eingängige Stücke wie der Opener „I’ll Give You Hell“ oder auch „No Slave“ bleiben im Kopf und machen Spaß, allerdings fehlt dem Ganzen noch der letzte Schliff. Ich zweifle jedoch nicht daran, dass die Band mich in Zukunft komplett überzeugen kann – die Ansätze und der Wille sind da. Dennoch sage ich: Hört euch das Album an, denn am Ende des Tages ist das, was ihr hier lest, nur meine eigene Meinung.

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