Wacken 2025: viel Schlamm, starker Zusammenhalt – und ein Appell zur Veränderung

Wacken 2025 ist Geschichte. Es war nass, laut – und ja, betagt. Eine ehrliche Bilanz.

Florian Dünser

FLORIAN DÜNSER

5. Aug. 2025

News
Dark Divas
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Schon an Tag eins war klar: Das wird ein hartes Wacken. Anstelle von Festivalstimmung gab es Regenschlachten, Schlammwüsten und knöcheltiefen Matsch – durchgehend, unaufhörlich, gnadenlos. Die Wege zwischen den Bühnen wurden zur Tortur, jeder Schritt ein anstrengender Akt.

Klar: Niemand kann was für das Wetter. Aber nach so vielen schlammigen Wacken-Jahren fragt man sich doch, warum nicht wenigstens die Hauptwege dauerhaft befestigt sind. Das „Rain or Shine“-Motto klingt nach vier Tagen wie blanker Hohn, wenn man sich stundenlang durch den Schlamm quälen muss – um dann immer wieder mit Starkregen wie ein Schwamm durchtränkt zu werden. Auf Social Media ließen heuer viele Besucher*innen ihrem Ärger freien Lauf. Da halfen auch die paar „Metal-Influencer" nichts, die für zwei Tage angereist sind und auf Insta gute Mine zum bösen Spiel machten.

Die Konsequenz? Viele Wacken-Fans reisten früher ab, am Samstag wirkte das Gelände um ein Drittel geleert – bedauerlich, denn ausgerechnet der letzte Tag hatte das stärkste Line-Up. Immerhin: Die Anreise verlief im Unterschied zum Horror-Jahr 2023, als viele Fans gar nicht mehr aufs Gelände gelassen wurden, erstaunlich problemlos. Der zusätzliche Anreisetag hat sich bewährt. 

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Ein Line-Up zwischen Legendenkult und Stillstand

Klar, Wacken lebt von großen Namen. Aber der diesjährige Headliner Guns N' Roses sorgte eher für Fragezeichen als für Begeisterung.

Axl Rose glänzt mit seiner Stimme schon lange nicht mehr – aber auf Wacken, zugleich Tourabschluss, hat der US-Rockstar gesanglich wohl den schlimmsten Tag in der jüngeren Band-Historie erwischt. Das Publikum reagierte entsprechend verhalten. Viele verließen das Gelände nach wenigen Songs – ein Headliner, der als Pflichtprogramm abgehakt wurde. Und das steht stellvertretend für ein generelles Problem: Die Hauptbühnen waren auch 2025 wieder ein (fast) exklusives Altherren-Schauspiel. Und dann war da noch BAP. Auf einem Metal-Festival. So wirklich nachvollziehen kann man das auch mit viel gutem Willen nicht.

Und der Blick auf 2026 gibt in Sachen Line-Up wenig Grund zur Hoffnung auf Veränderung: Def Leppard, Europe, Savatage, Running Wild, Powerwolf – alles Legenden, keine Frage. Aber wo bleibt die dringend notwendige Verjüngung? Mehr Vielfalt? Neue Namen? Wacken scheint (noch) bewusst an der Generation Ü50 festzuhalten. Ein Kommentar unter dem Line-Up auf Instagram macht die Herausforderung deutlich: „Ich feiere auf Wacken 2026 in meinen 60er. Das wird großartig.“ Wir freuen uns für den junggebliebenen Herrn, keine Frage. Aber die Zukunftstauglichkeit von Wacken darf zumindest kritisch hinterfragt werden, wenn sich primär die Zielgruppe „Männer, 50+“ vom Line-Up angesprochen fühlt. Wacken gibt sich damit selbst ein biologisches Ablaufdatum. Und das muss nicht sein.

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Die Held*innen jenseits der Nostalgie

Dennoch gab es auch echte Höhepunkte – vor allem bei den Musikerinnen. Floor Jansen glänzte mit Stimme, Charisma und einer Natürlichkeit, die tief berührte. Keine große Show, kein übertriebenes Spektakel – einfach Musik, die ankommt.

Within Temptation zeigten einmal mehr, warum sie auch nach 30 Jahren auf die große Bühne gehören. Trotz Starkregen hielt die Menge durch, feierte jeden Song – und wurde von der Band mit einer tollen Show belohnt. 

Auch Beyond the Black lieferten wie immer stark ab. Die Band um Jennifer Haben gehört mittlerweile zum Wacken-Inventar – und das zu Recht. Gänsehaut gab es auch bei Tarja, Enemy Inside und Setyoursails – starke Stimmen, starke Bühnenpräsenz.

Aber der Gesamteindruck bleibt: Das Line-Up braucht eine Verjüngungskur.

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Stimmung: Tapfer, aber getrübt

Hartgesottene Wacken-Anhänger trotzten den wideren Umständen. Auch 2025 war die Atmosphäre durchweg entspannt und einladend, dennoch war eine gewisse Trübung spürbar. Der anhaltende Regen machte sich bemerkbar, und selbst Top-Acts konnten dies nur teilweise ausgleichen.

Essen: Entweder Fast Food oder gar nichts

Ein Dauerthema, das endlich mehr Beachtung finden sollte: Die Versorgung vor Ort. Wer nicht eine ganze Woche lang Burger, Pizza oder Pommes wollte, hatte es schwer. Gemüse? Nicht vorhanden. Salat? Utopie.

Natürlich ist ein Festival kein Gourmet-Treffen, aber so sieht kulinarische Abwechslung nicht aus. Besonders vegane oder vegetarische Alternativen waren rar. Hinzu kamen teilweise hohe Kosten: 12 Euro für einen Burger, 5,80 Euro für ein Bier – das tut weh.

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Fazit: Wacken ist Kult, doch das reicht nicht mehr

Wacken bleibt eines der größten und wichtigsten Festivals der Szene. Die Leute sind super, die Stimmung meist unvergleichlich – aber: Die kritischen Stimmen werden lauter.

Wacken braucht eine Frischzellenkur. Mehr Vielfalt, mehr Mut bei den Bands – und ja, mehr Zeitgeist. Das wird für viele alte Wacken-Anhänger*innen wie ein Hohn klingen, war Wacken doch aus guten Gründen ein Kontrast zum trendigen Zeitgeist. Und das bedeutet auch nicht, Traditionen über Bord zu werfen oder zukünftig jedem Trend hinterherzuhecheln. Aber anzuerkennen, dass sich auch die Metal-Szene in den letzten 35 Jahren verändert hat. Wacken hat die Größe und die Bedeutung neue Legenden zu schaffen. Zeit, diese Veränderung endlich anzupacken.

Wacken 2026

Das Wacken Open Air 2026 findet vom 29. Juli bis zum 1. August 2026 statt. Bereits bestätigte Bands sind Def Leppard, Powerwolf, In Flames, Savatage, Sepultura und Running Wild, um Beispiele hervorzuheben. Dark Divas richtet das Scheinwerferlicht im Line-Up auf The Gathering, Thundermother und Future Palace.

Tickets gibt es zum Preis von 351.- Euro hier.

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