Weltfrauentag 2024: Eine Wutrede!

Uns reicht es! ! Auch im Jahr 2024 müssen wir immer noch für Selbstverständlichkeiten kämpfen – auch in der vermeintlich progressiven Musikwelt.

Ursula von Dark Divas

URSULA VON DARK DIVAS

8. März 2024

News
Dark Divas
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Es ist wieder einmal Weltfrauentag. Vor über 100 Jahren begann die Geschichte dieses Kampftages für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Frauen. Wir sind im Jahr 2024 immer noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem der Tag seine Notwendigkeit verloren hätte – im Gegenteil. Frauenrechte und Gleichbehandlung erleben weltweit Rückschritte. 

Und wie sieht’s im Musikbusiness aus? Man(n) gibt sich zwar modern und progressiv, doch dominieren auch hier Boys-Clubs, starke Hierarchien, oft (als progressiv getarnte) konservative Haltungen und patriarchale Strukturen das Geschäft (Ausnahmen bestätigten die Regel). Das Dark Divas Team hat genug davon (und ihr sicher auch). Es ist Zeit, dass sich die Dinge (auch in der Metal-Welt) ändern. Liebe alteingesessenen, misogynen Herren: Eure Zeit ist gekommen! Macht Platz! Die Frauen holen sich, was ihnen zusteht.

1. Weil wir es wert sind: Gleiches Geld für gleiche Arbeit

Der Gender-Pay-Gap ist eine unverschämte Realität, die wir alle kennen. Männer sacken für identische Arbeit unverdient mehr Geld ein. Haben sie Kinder, wird der Geldsegen noch größer, unter dem Vorwand, sie müssten ja die Familie ernähren. Frauen hingegen, selbst wenn sie Mütter sind, sehen keinen Cent mehr – im Gegenteil, ihr Gehalt schrumpft noch weiter. Wer jetzt noch behauptet: „Aber im Musikbusiness ist das doch anders“, der lebt in einer Illusion und macht sich zum Komplizen dieses Unrechts. Auch in der Musikbranche klafft eine eklatante Lücke: Frauen verdienen für dieselbe Arbeit bis zu 30 Prozent (in Deutschland) weniger als ihre männlichen Kollegen – ein Skandal! Und warum? Keiner kann es erklären. Es gibt absolut keinen vernünftigen Grund, warum die Arbeit und die Kunst von Männern als höherwertig angesehen wird, selbst wenn sie qualitativ gleichwertig oder sogar minderwertig ist. Es ist höchste Zeit, dass dieser Unsinn aufhört! Um endlich dorthin zu gelangen, wo wir schon längst sein sollten, ist es unabdingbar, dass Musikerinnen nicht nur untereinander Solidarität zeigen, sondern auch die Unterstützung ihrer männlichen Kollegen einfordern. Es reicht!

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2. Wir lassen uns nicht länger unterdrücken

Festival-Line-ups und Tour-Bookings kriechen noch immer unter der Knute männlicher Dominanz, während Bands mit Frauen oder rein weibliche Bands oft als Alibi-Füllstoff behandelt werden, „wenn’s grad passt“. Die ausgelutschten Phrasen der etablierten Festivalmacher*innen (leider sind Frauen auch darunter) dröhnen in endlosen Wiederholungen in unseren Ohren: „Es wird gebucht, was zieht. Es gibt nicht genügend weibliche Bands.“

Ach, wirklich? Lassen wir dieses Argument zu? Teilweise ja, überwiegend nein! Frauen sind in der Musikbranche stark unterrepräsentiert, besonders in der Metal-Szene, wo sie fast wie Geister behandelt werden. Die USC Annenberg (University of South California) hat uns schon 2022 mit Zahlen gefüttert, die zeigen, dass sich zwar ein bisschen was getan hat im vergangenen Jahrzehnt, die Lage aber immer noch zum Haare-Raufen ist. Nur 1 Prozent der Top 900 Songs (in den USA) stammt von Frauen. Und obwohl es bei den Grammys 2024 so aussah, als würden Frauen die Bühne erobern, waren in den letzten zwölf Jahren lächerliche 14 Prozent der Nominierten weiblich. Im Metal? Dort geht die Zahl sogar gegen Null. Spiritbox und Courntey LaPlante wären heuer zwar nominiert gewesen – aber wer hat den Award mit nach Hause genommen? Der Altherren-Club von Metallica. Zum zehnten Mal. Eh klar.

Spotify (wo nun wirklich nicht alles Gold ist, was glänzt) versucht mit ihrem Programm zur Förderung von Frauen im Musikbusiness, EQUAL, das Ruder rumzureißen, und siehe da, es funktioniert. Klar, Frauen sind immer noch in der Minderheit (rund 35 Prozent, Tendenz steigend), aber EQUAL zeigt: Gib Frauen die Bedingungen, die sie brauchen, und sie werden sich ihren berechtigten Platz auf der Bühne holen. 

Zurück zum Ja und Nein! Ja, Frauen sind unterrepräsentiert, weil die Musikwelt – die ganze Welt – ein Welt von Männern für Männer ist. „Die Vorstellung der Welt ist, wie sie selbst, das Produkt der Männer: Sie beschreiben sie von ihrem Standpunkt aus, den sie mit der absoluten Wahrheit gleichsetzen.“ Dieses Zitat von Simone de Beauvoir trifft den Nagel auf den Kopf. In einer von Männern gezimmerten (Musik-)Welt müssen Frauenbands, Songwriterinnen, Produzentinnen, Ton- und Lichttechnikerinnen oder Veranstalterinnen wie Löwinnen um ihren Platz kämpfen. Und trotzdem gibt es sie. Wer also wieder tönt, es gäbe nicht genug Musikerinnen, ist entweder blind, faul oder beides, will nichts ändern, suhlt sich in überkommenen Strukturen – und möchte die Bühne den Männern überlassen. Aber das ist 2024 ein Armutszeugnis und kein gültiges Argument mehr. Klartext: Auf den Bühnen dieser Welt ist mehr als genug Platz für Frauen und Männer!

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3. Schluss mit Boys-Clubs

Das Musikbusiness ist ein Boys-Club, wie wir das aus vielen Branchen kennen. Männer fördern Männer, bringen sich in die richtigen Positionen und holen weitere Männer nach, klopfen sich dann gegenseitig, ob ihrer “Großartigkeit”, auf die Schultern. In einer männlich dominierten Musikbranche, in der natürlich auch der Großteil der Booker männlich ist, wundert es nicht, dass es Frauen schwerer fällt, einen Platz am Tisch oder eben in der Bookingliste zu bekommen. Männer nutzen aber auch bewusst ihre Machtposition auch aus. So wie zum Beispiel, die Booking Größe John Finberg, der Musikerinnen als Gegenleistung zu sexuellen Gefälligkeiten, große Karrieren versprach. Wo Männer an der Macht sind, kommt es zu Machtmissbrauch. Die Geschichte hat uns das oft genug gezeigt, und zeigt es uns leider tagtäglich aufs Neue. Bereiten wir den Boys-Clubs in der Musik endlich ein Ende. Damit es eine ausgewogene Machtverteilung gibt!

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4. Hört einfach auf, uns die Welt zu erklären

Mansplaining und Hepeating sind nicht nur Teil des weiblichen Alltags, sie sind eine Plage! Wie oft musstest du dir schon anhören, wie irgendein Typ, der offensichtlich nur die Hälfte deines Wissens über Musik besitzt, dir die Welt der Töne erklärt, als wärst du ein ahnungsloses Kind? Oder dieser Moment, wenn dein genialer Vorschlag für eine Hook erst mal in der Luft hängt, ignoriert wird, nur damit zwei Minuten später ein Kollege genau denselben Vorschlag macht und plötzlich Applaus erntet, als hätte er das Rad neu erfunden? Oder noch besser: Du wirst mitten im Satz abgewürgt, weil plötzlich der männliche Kollege mit seinem “wichtigen” Beitrag alles überstrahlt – natürlich nur, weil er das stärkere Geschlecht repräsentiert. Und lass uns nicht vergessen, wie du systematisch überhört oder komplett aus Gesprächen ausgeschlossen wirst, als wärst du Luft. All dieser Mist passiert, weil Frauen in den Augen vieler immer noch nicht als kompetent gelten, egal wie überlegen ihre Fähigkeiten, ihr Wissen oder auch ihr Talent sind.

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5. Keine faulen Ausreden mehr für strukturelle Diskriminierung

„Frauen könnten ja, wenn sie wollten“, heißt es oft. Dann kommt im Nachgang: „Sie wollen halt nicht genug.“ Simple Ausreden, die einer von Sexismus geprägten patriarchalen Gesellschaftsstruktur entspringen und die Verantwortung auf die weniger Mächtigen (ja, Frauen haben leider weniger Macht als Männer) abschieben. Gleichzeitig die Bessergestellten von ihrer Verantwortung zur Veränderung der Situation entledigen. 

Rund die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich. Ein Narr, der glaubt, 50% der Menschheit würden diskriminiert, nur weil sie die Veränderung nicht genug wollen. Die Musikindustrie, wie viele andere Bereiche, ist tief in patriarchalen Hierarchien verwurzelt. Diese Strukturen begünstigen männliche Führungskräfte in Entscheidungspositionen (Boys-Clubs), während Frauen oft in weniger einflussreichen Rollen (Gläserne Decke) verharren. Diese Ungleichheit führt nicht nur zu einer verzerrten Repräsentation, sondern beeinflusst auch die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, welche Künstler*innen gefördert werden und welche Musik letztendlich produziert und vermarktet wird. Frauen, die versuchen, in diesen Strukturen aufzusteigen, begegnen Widerständen, die von subtilen Vorurteilen bis hin zu offenem Sexismus reichen. Männer! Hört endlich auf mit dem Scheiß! Ihr glaubt doch den Blödsinn, den ihr tagtäglich hinaustrompetet – von „Frauen haben zu wenig Biss” bis zu „sie verhandeln halt zu schlecht” – schon lange selbst nicht mehr.

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6. Fuck patriarchy, welcome equality

Das Ding ist, das Patriarchat schadet uns allen – auch den Männern. Eine Gesellschaft, in der Mann, Frau und alle anderen tatsächlich gleichwertig wären und gleichbehandelt würden, würde unser alle Situation verbessern. The Economist veröffentlichte dazu erst kürzlich einen Artikel, der sich genau diesem Thema widmete: Gesellschaften, in denen Frauen stark diskriminiert würden, ginge es im Gesamten schlechter, so die Quintessenz.  Deshalb: Kämpfen wir gemeinsam - Männer und Frauen – für die Gleichberechtigung der Frauen, damit es uns allen besser geht! Damit es noch mehr geile Bands gibt und da sind wir uns mit Sicherheit einig - davon kann es nie genug geben!

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