„Es geht um Empowerement, sich zu befreien und zu wachsen”
Anna Brunner, Frontfrau von League of Distortion, über die Entstehung des neuen Albums, ihre persönliche Verbindung zu den Fans – und die Herausforderungen, als Headliner auf Tour zu gehen.
CHRISTIAN VON DARK DIVAS
25. Okt. 2024
Hallo Anna, wie geht es dir in Hinblick auf euer Album-Release? Du wirkst richtig motiviert!
Ja, total! Ich bin mega gespannt auf die Reaktionen. Bei manchen Songs hatte ich sogar bestimmte Fans im Hinterkopf und dachte: „Genau das brauchen die gerade.“ Ich freue mich riesig!
Das klingt fast schon nach Fanservice.
Ja, das könnte man so sagen (lacht), obwohl wir das eher als Teil der Community sehen. Der Austausch mit unseren Fans ist uns unglaublich wichtig. Manchmal ergibt sich in Gesprächen eine Idee, ein Thema, das wir aufgreifen. Es ist wirklich ein Geben und Nehmen.
Euer Debütalbum war sehr erfolgreich. Wie seid ihr an die Herausforderung herangegangen, diesen Erfolg mit Galvanize zu wiederholen oder vielleicht sogar zu übertreffen?
Eigentlich haben wir gar nicht darüber nachgedacht, ob wir den Erfolg übertreffen können. Das war nicht unser Ansatz. Die Albumproduktion lief auch eher schleichend, weil wir viel auf Tour und Festivals unterwegs waren. Irgendwann haben wir uns gesagt: „Hey, wir sollten wirklich anfangen, an den Songs zu arbeiten.“ Wir wollten die gleiche unbeschwerte Energie bewahren wie beim ersten Album – damals haben wir einfach gemacht, was wir wollten, ohne Druck. Für Galvanize haben wir uns wieder einfach drauf eingelassen und versucht, mehr Metal und Uptempo-Nummern einzubauen, weil wir das beim Live-Spielen als Lücke erkannt haben.
Es klingt so, als hätte der Spaß im Vordergrund gestanden.
Genau! Es ging darum, unbefangen zu bleiben. Natürlich klappt das nicht immer, aber wenn man versucht, den Kopf auszuschalten und sich nur auf die Musik zu konzentrieren, funktioniert es.
Der Titel Galvanize ist interessant. Wie spiegelt er die Themen und den Sound des Albums wider?
Der Titel passt sehr gut. Galvanize (Anm. galvanisieren) kommt ja aus der Chemie und bedeutet, Metall stärker zu machen. Das ist eine tolle Metapher für uns als Metal-Band, die noch mehr Metal wollte. Es geht aber auch um Empowerment, darum, sich zu befreien und zu wachsen. Der Titel hat uns eine Richtung vorgegeben, und manchmal merkt man erst später, wie gut alles zusammenpasst.
Euer Label hat angedeutet, dass einige Songs auch von toxischen Beziehungen oder dem Aufbegehren gegen Unterdrückung handeln. Welche Themen behandelt ihr sonst noch auf Galvanize?
Jedes Lied hat sein eigenes Thema. Suck My Blood zum Beispiel handelt von toxischen Beziehungen – ein Thema, das viele gar nicht bemerken, bis sie darüber nachdenken. Solche Songs können wie ein Weckruf wirken. Chainsaw befasst sich eher allgemein mit Karma und der Hoffnung, dass das Böse zurückkommt zu denen, die andere schlecht behandeln. What’s Wrong With Her thematisiert die Rivalität zwischen Frauen. Wir möchten Menschen zum Nachdenken anregen und neue Perspektiven aufzeigen.
My Hate Will Go On ist auch ein sehr intensiver Track. Kannst du uns etwas über seine Entstehung und Bedeutung erzählen?
Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf My Heart Will Go On von Céline Dion, was uns sehr amüsiert hat. Aber inhaltlich geht es um Hass und Vergeltung – allerdings nicht im Sinne von „Auge um Auge“, denn am Ende des Musikvideos sterben alle. Das zeigt, dass Rache keinen Sinn macht. Es geht uns um Gemeinschaft und Gerechtigkeit.
Ihr habt auf What’s Wrong With Her und auch Anti-Hero mit anderen Genres experimentiert. Was hat euch dazu gebracht, solche Einflüsse zu integrieren?
Schon beim ersten Album haben wir verschiedene Stile miteinander kombiniert. Für mich ist das total spannend. Ich liebe es, Sounds zusammenzuwürfeln, die vielleicht erst mal seltsam klingen, aber dann irgendwie doch funktionieren. Das macht uns besonders, denke ich. Diese Freiheit wollen wir uns bewahren.
Würdest du sagen, dass ihr beim zweiten Album noch experimentierfreudiger geworden seid?
Ich hoffe, wir haben uns weiterentwickelt. Bei der ersten Platte wussten wir noch nicht genau, wo es hingeht. Jetzt, nach viel Live-Erfahrung, haben wir uns stärker auf das konzentriert, was gut ankommt. Es ist eine natürliche Entwicklung, denke ich.
Seit dem Debüt ist etwas Zeit vergangen. Hat sich die Dynamik in der Band verändert?
Absolut. Ich kenne die Jungs schon seit über zehn Jahren, aber erst auf Tour, wie mit Kamelot, lernt man sich richtig kennen. Man ist auf engstem Raum zusammen, oft angespannt – da kommen die Macken des anderen zum Vorschein. Aber wir sind noch mehr zusammengewachsen und schätzen uns sehr.
Ihr habt auch ein Feature mit CYPECORE auf dem Album. Wie kam das zustande?
Das kam spontan. Wir waren mit CYPECORE auf Tour und haben einfach super harmoniert. Nils (Anm. Nils „Alchemist“ Lesser), der Gitarrist, hat In Our DNA mitgeschrieben, und Dom (Anm. Dominic „Commander“ Christoph), der Sänger, war sofort dabei, als wir ihn gefragt haben. Das Feature hat dem Song noch mehr Power gegeben, weil es aus einer männlichen und weiblichen Perspektive gesungen wird.
Bald geht es für euch auf Tour. Bist du schon nervös?
Auf jeden Fall! Es ist unsere erste Headliner-Tour und das ist ein großer Schritt für uns. Ich bin gespannt, wer bei den Shows dabei sein wird und wie die neuen Songs live ankommen. Der kreative Prozess, das Set zu gestalten, ist unglaublich aufregend.
Habt ihr für 2025 schon Pläne?
Ja, aber leider kann ich noch nichts Konkretes verraten. Es ist alles noch in Planung, aber wir wollen definitiv mehr spielen und auch international noch mehr herumkommen.
League of Distortion
League of Distortion ist eine aufstrebende deutsche Modern Metal Band um Anna Brunner (Exit Eden) und Jim Müller (Kissin’ Dynamite). Bereits 2017 feierte Anna Brunner mit ihrer Symphonic-Metal-Band Exit Eden beachtliche internationale Erfolge und Jim Müller ist seit 2007 mit Kissin’ Dynamite erfolgreich unterwegs. Unterstützt werden Anna und Jim von Felix Rehmann am Bass und Tino Calmbach an den Drums.
Mitglieder
Anna Brunner - Gesang Jim Müller - Gitarre Felix Rehmann - Bass Tino Calmbach - Schlagzeug
Als Frau in der Metal-Szene – wie erlebst du die Herausforderungen?
Seit ich 2017 mit Exit Eden in die Metal-Szene gekommen bin, habe ich mich immer sehr willkommen gefühlt. Ich denke, vor meiner Zeit hat sich schon viel getan für Frauen in der Szene. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber meine Erfahrungen waren durchweg positiv.
Vielen Dank für das Gespräch, Anna! Gibt es noch etwas, das du den Fans mit auf den Weg geben möchtest?
Ich finde es super, dass ihr am Start seid! Gerade Plattformen wie Dark Divas, die Frauen in den Fokus stellen, sind total wichtig. Vielen Dank dafür! Es ist schön zu sehen, wie schnell wir Reichweite generieren konnten, aber es gibt noch viele, die uns nicht kennen. Also checkt unbedingt League of Distortion aus, schaut unsere Musikvideos an und kommt zu unserer Headline-Tour im November und Dezember.
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