Interview mit Arctis: Vom Finden des Lichts im Dunkeln

Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Alva Sandström und Björn Johansson von der Modern-Metal-Band Arctis zusammenzusetzen, um über ihr Debütalbum, den kreativen Prozess und die musikalische Zukunft der Finnen zu sprechen.

Christian von Dark Divas

CHRISTIAN VON DARK DIVAS

1. Nov. 2024

Interview
Arctis
Alva Sandström
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Vielen Dank, dass ihr euch heute Zeit für uns nehmt. Lasst uns gleich loslegen. Herzlichen Glückwunsch zum Release eures Debut-Albums. Wie fühlt ihr euch damit?

Alva: Ich fühle mich großartig! Wir haben jahrelang daran gearbeitet und hatten bisher nicht wirklich die Gelegenheit, zu erfahren, wie die Leute darauf reagieren. Es ist spannend, es endlich zu veröffentlichen und Feedback zu dem zu bekommen, was wir aufgebaut haben.

Björn: Ja, es ist eine Mischung aus Aufregung und Neugier. Wir haben lange daran gearbeitet, und jetzt warten wir darauf, zu sehen, wie die Leute reagieren. Aber wir sind wirklich stolz auf das, was wir gemacht haben.

Ihr seid eine relativ neue Band, die 2018 gegründet wurde. Wie ist ARCTIS entstanden und wie hat sich euer Sound seitdem entwickelt?

Björn: Wir haben ursprünglich in einer anderen Band zusammen gespielt, aber als unser Sound moderner und experimenteller wurde, fühlten wir, dass es an der Zeit für einen Neuanfang war. So haben wir uns entschieden, Arctis zu gründen.

Alva: Genau, es war eine Chance, uns musikalisch neu zu definieren. Unser Debütalbum ist mehr eine Einführung, sozusagen: Hier sind wir. Das ist Arctis. Es ist nicht an ein bestimmtes Thema gebunden; es geht eher darum, das neue „Ich” vorzustellen.

Ihr beschreibt euren Sound als Modern Metal. Was bedeutet das für euch?

Alva: Nun, wir passen nicht strikt in das, was die Leute traditionell unter Modern Metal verstehen. Wir sind eher fließend – eine Mischung aus Metal, Pop und Rock. Für uns bedeutet Modern Metal, innerhalb des Genres zu wachsen, zu experimentieren und etwas Frisches zu schaffen. Das gibt uns die Freiheit, zu erkunden, ohne an einen bestimmten Sound gebunden zu sein.

Björn: Ja, wir wollten etwas Neues schaffen, etwas, das sich wie eine Mischung aus Alt und Neu anfühlt. Es ist schön zu hören, dass Leute wie du das wahrnehmen!

Euer Label, Napalm Records, sagt, dass Arctis Inspiration aus nordischen Themen schöpft und mentale Kämpfe sowie Internetkonflikte im modernen Chaos erforscht. Könnt ihr das näher erläutern?

Björn: Wir lassen uns stark von der finnischen Natur und den Wetterphänomenen um uns herum beeinflussen. Allerdings glauben wir nicht, dass wir Songs ausschließlich über Dinge wie Nordlichter oder typische nordische Motive schreiben können. Stattdessen konzentrieren wir uns auf Themen wie Freiheit und Selbstverwirklichung sowie auf die inneren Kämpfe, die wir alle erleben.

Ein Lied von uns, Theatre of Tragedy , behandelt den Kampf mit der inneren negativen Stimme. Es geht darum, den Kampf in dir selbst zu führen. Uns war es wichtig, dieses Thema zu erkunden, denn jede und jeder bei Arctis hat diesen inneren Kampf, der zum Schweigen gebracht werden muss.

Alva: Ja, wir haben hart daran gearbeitet, uns von diesen Zwängen zu befreien. Es ist nicht einfach, eine Band zu sein und als Künstler*in in der heutigen Welt seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wir haben unsere Gefühle in unsere Musik gesteckt. Viele unserer Texte spiegeln die chaotische Natur des modernen Lebens wider und die Herausforderung, gesehen zu werden und sich selbst treu zu bleiben.

Die finnischen Jahreszeiten spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle in unserer Prägung. Wir erleben unglaublich helle Sommer, die im Kontrast zu dunklen Wintern stehen, was eine melancholische Stimmung erzeugt, die einen Großteil des Jahres anhält. Dieser Gegensatz beeinflusst definitiv unseren Sound und unsere lyrischen Themen.

Image of Band

Arctis

Arctis ist eine finnische Modern-Metal-Band. Das selbstbetitelte Debut-Album erscheint im November 2024.

Mitglieder

Alva Sandstrom - Vocals Michael Mikander - Guitar Björn Johansson - Guitar Mats Ödahl - Bass Mika Paananen - Drums

Björn: Absolut! Man könnte sagen: Kaputtes Wetter macht kaputte Menschen. (lacht) Es geht darum, das Licht und das Dunkel zu navigieren, besonders in diesen Phasen der völligen Dunkelheit.

Alva: Genau. Man kann diesen Kontrast wirklich in unserer Musik hören, die Elemente von Licht und Dunkelheit verbindet. Wir haben die schwere Metal-Seite, gepaart mit Pop-Einflüssen, die die Dualität widerspiegeln, die wir im Leben erfahren. Es ist ein wiederkehrendes Thema in allem, was wir tun – das Licht und die Dunkelheit, die Jahreszeiten, unsere Natur und natürlich die Musik selbst. Sogar visuell verkörpern wir diesen Kontrast: Ich bin die helle Frontfrau und die Jungs in der Band sind mein dunkles Team. Alles, was wir erschaffen, dreht sich um diese Idee des Kontrasts.

Lass uns über den Songwriting-Prozess sprechen – wie läuft der bei Arctis ab?

Björn: Es ist eine Teamarbeit. Ich beginne vielleicht mit Demos, aber jedes Band-Mitglied bringt sich ein. Die kollaborative Natur unseres Songwritings ist eine unserer größten Stärken. Das hält die Musik interessant und vielfältig.

Alva: Ja, wir tragen alle zu jedem Song bei. Es sind nie nur ein oder zwei Personen, die an etwas arbeiten. Das macht unseren Sound einzigartig – jedes Mitglied hat eine Stimme, und das kann man in der Musik hören.

Ein Track, der wirklich heraussticht, ist euer Cover von Lambretta's Bimbo. Warum habt ihr gerade diesen Song gewählt?

Alva: Es war eigentlich etwas zufällig! Aber ich mochte die Idee, weil es eine weitere nordische Band mit einer Frontfrau ist, und es fühlte sich richtig an, auf diese Weise Tribut zu zollen. Außerdem hat es Spaß gemacht, ihm unsere eigene Note zu verleihen.

Björn: Ich mochte Lambretta schon immer, und als es uns vorgeschlagen wurde, war ich sofort dabei. Einige Bandmitglieder waren anfangs nicht so begeistert – unser Schlagzeuger Mika fand es nicht so toll – aber schließlich konnte auch er sich dafür begeistern. Und jetzt haben wir sogar ein Musikvideo dafür!

Apropos Musikvideos: Euer erstes Video zu „I’ll Give You Hell“ war ein großer Schritt. Wie war diese Erfahrung für euch??

Alva: Es hat großen Spaß gemacht, war aber auch sehr intensiv. Wir haben an einem Wochenende zwei Videos gedreht, also war es Nonstop-Arbeit. Es war das erste Mal, dass wir wirklich aus dem Studio herausgekommen sind und als Künstler*innen performt haben, was aufregend war. Es fühlte sich an, als würden wir die Musik endlich in die Welt tragen.

Björn: Ja, es war erschöpfend, aber eine großartige Erfahrung. Wir haben im Grunde am Wochenende an dem Drehort gelebt, was es wie ein Camp wirken ließ. Es war cool, zu sehen, wie all das zusammenkam.

Ihr werdet bald auch auf Tour gehen und mit Apocalyptica auftreten. Worauf freut ihr euch am meisten auf dieser Tour?

Alva: Ich bin einfach so aufgeregt, endlich live mit Arctis zu spielen und zu sehen, wie die Leute reagieren. Das wird unser erstes Mal sein, dass wir diese Songs vor Publikum performen, und ich kann es kaum erwarten, diese Energie mit den Fans zu teilen.

Björn: Für mich geht es darum, Menschen zu treffen und neue Orte zu sehen. Wir leben in einer kleinen Stadt in Finnland, daher ist es immer aufregend, auf die Straße zu gehen und die Welt zu erleben. Aber wir bereiten uns diesmal definitiv ernster vor – wir haben alles gutorganisiert und konzentrieren uns darauf, gesund zu bleiben, während wir unterwegs sind!

Das klingt nach einem großen Schritt für die Band. Gibt es in der Zukunft bestimmte Ziele, auf die ihr hinarbeitet?

Björn: Wir hoffen einfach, unsere Fangemeinde zu vergrößern und weiterhin Musik zu machen, die mit den Menschen verbindet. Wir arbeiten bereits an unserem zweiten Album, also halten wir nicht inne.

Alva: Ja, diese Tour geht wirklich darum, eine Grundlage zu schaffen, damit die Leute wissen, wer wir sind. Und nach der Tour werden wir weiter nach uns arbeiten, mit mehr Musik und neuen Projekten. Es wird weitergehen!

Bevor wir abschließen: Gibt es noch etwas, das ihr denjenigen sagen möchtet, die Arctis zum ersten Mal über dieses Interview entdecken?

Alva: Da Dark Divas ganz im Zeichen von weiblich geführten Bands steht, würde ich sagen: Schaut euch uns auf jeden Fall an! Wir haben mehr in petto und entwickeln uns ständig weiter.

Björn: Ja, hört euch unser Album an. Da ist für jeden etwas dabei. Wir sind einfach hier, um großartige Musik zu machen, die den Menschen Freude bereitet.

Eine letzte Frage – habt ihr einen Lieblingssong aus dem Album?

Alva: Für mich sind es Frozen Swan und Theatre of Tragedy. Frozen Swan ist eine majestätische Ballade, die viel persönliche Bedeutung für mich hat, und Theatre of Tragedy hat einfach diese melancholische Stimmung, die ich liebe.

Björn: Geht mir genauso. Theatre of Tragedy ist dunkel und kraftvoll – definitiv einer meiner Favoriten.

Vielen Dank euch beiden für eure Zeit! Wir sind gespannt, wohin euch diese Reise führt, und werden ein Auge auf die nächsten Projekte von Arctis haben. Viel Glück auf eurer Tour!

Alva & Björn: Danke!

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