Battlebeast – Steelbound

„Steelbound“ zeigt Battle Beast als Band im Wandel. Der Spagat zwischen metallischer Härte und poppiger Eingängigkeit gelingt über weite Strecken des Albums nicht ganz. Doch wann hat Veränderung je ohne Reibung funktioniert?

3.0
Jennifer Richter

JENNIFER RICHTER

23. Okt. 2025

Review
Battle Beast
Noora Louhimo
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Die finnische Metal-Institution Battle Beast kehrt mit Steelbound zurück und präsentiert ihr bereits siebtes Studioalbum. Einmal mehr beweist die Band, dass sie zu den beständigsten Kräften im modernen Heavy Metal gehört.
Nach dem experimentierfreudigen Circus of Doom, das stellenweise den Begriff „Disco-Metal“ bei mir prägte, gelingt Battle Beast diesmal eine packende Verbindung aus Härte, hymnischer Melodik und jener unerschütterlichen Lebenslust, die längst zu ihrem Markenzeichen geworden ist.

Ein Blick ins Promomaterial zeigt deutlich, wie sich Battle Beast positionieren: als Band, die mühelos zwischen klassischem Metal, kraftvollen Synthesizern und symphonischen Sphären pendelt. Mit einer ordentlichen Portion 80er-Hardrock im Gepäck erschaffen die Heavy-Metal-Hitmacher*innen aus Helsinki eine Klangwelt, die zugleich energiegeladen, eingängig und kompromisslos unterhaltsam ist.

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Wohin führt uns die Reise mit Steelbound?

Battle Beast melden sich eindrucksvoll zurück. Schon die Vorabsingle „Here We Are“ ließ keinen Zweifel daran, dass die Finnen mit ihrem neuen Album wieder voll durchstarten wollen. Der Titel klingt zwar nach klassischem Heavy Metal, doch die Band beweist erneut, dass sie das Genre mit moderner Energie und Hang zur großen Geste neu interpretieren will.

Allen voran glänzt Noora Louhimo, deren ausdrucksstarke Stimme jedem Song ihren unverkennbaren Stempel aufdrückt. Unterstützt wird sie von treibenden Riffs und einem satten Synthesizer-Einsatz, der den Sound irgendwo zwischen Stadionhymne und epischem Power-Metal-Werk verortet.

Der Opener „The Burning Within“ katapultiert einen sofort mitten ins Geschehen: mächtige Riffs, hymnischer Gesang und eine Produktion mit Druck, die nach großen Bühnen schreit. Steelbound wirkt insgesamt geschärft – die Mischung aus klassischem Metal, epischen 80er-Synth-Texturen und modernen Hooks klingt frischer und zugänglicher als zuletzt.

Mit dem Titeltrack „Steelbound“ schlägt das Album dann eine weichere Richtung ein. Statt wuchtiger Gitarren dominieren hier sanfte Hardrock-Töne und opulente Keyboardflächen – das Ganze hat einen deutlich poppigeren Unterton und erinnert fast ein wenig an die Rocky Horror Picture Show. Auch „Twilight Cabaret“ greift diese Stimmung auf und verwebt lateinamerikanische Rhythmen, dezente Gitarren und Piano mit karibischem Flair – ein mutiger, wenn auch etwas kitschiger Ausflug.

„Last Goodbye“ startet mit glitzernden 80er-Synths, bevor die Gitarren kurzzeitig übernehmen, nur um im Refrain erneut dem Keyboard zu weichen. „The Long Road“ dient als episches, symphonisches Instrumental – bombastisch, aber ohne wirklichen Überraschungsmoment.

„Blood Of Heroes“ lässt Gitarren und Keyboards gegeneinander antreten, wobei letztere klar den Ton angeben. Der Refrain trägt die typische Battle-Beast-Handschrift, wirkt jedoch zahmer als gewohnt. Bei „Angel Of Midnight“ verliert die Band endgültig an Schärfe – zu soft, zu brav, zu glatt. „Riders Of The Storm“ punktet mit coolem Groove, leidet aber ebenfalls unter fehlendem Gitarren-Druck. Schade.

Den Abschluss bildet „Watch The Sky Fall“, das sich stark an 80er-Italo-Pop orientiert und die metallische Seite der Band endgültig in den Hintergrund rückt.

Image of Band

Battle Beast

Battle Beast ist eine finnische Heavy-Metal-Band, die im Jahr 2005 gegründet wurde. Sie sind bekannt für ihren kraftvollen Sound und ihre dynamische Bühnenpräsenz. Seit 2012 ist Noora Louhimo die Leadsängerin und trägt mit ihrer bemerkenswerten Stimme maßgeblich zum Erfolg der Band bei.

Mitglieder

Noora Louhimo - Gesang Juuso Soinio - Gitarre Joona Björkroth - Gitarre, Keyboard Eero Sipilä - Bass Janne Björkroth - Keyboard Pyry Vikki - Drums

Zwischen Pop, Power und Identität

Am Sound von Steelbound werden sich die Geister scheiden. Für die einen ist das Album ein mutiger, moderner Schritt voller Energie und Suchtpotenzial – für andere ein Bruch mit dem, was Battle Beast einst ausmachte. Sicher ist: Neue Fans werden die Finnen mit dieser Mischung aus Pop und Power gewinnen, langjährige Begleiter*innen hingegen dürften sich schwerer tun.

Grundsätzlich spricht absolut nichts dagegen, wenn Power Metal mit poppigen Elementen verschmilzt. Doch hier wirkt es stellenweise etwas zu glatt: Der Hochglanz überstrahlt die Ecken und Kanten, und der Sound verliert dadurch einen Teil seiner metallischen Wucht.

Ich habe mit Leuten gesprochen, die Battle Beast live gesehen haben, und mir selbst einige Auftritte angesehen – dort versprühen sie eine rohe, mitreißende Energie. Ob das neue Machwerk diese Power auch auf der Bühne transportieren kann, bleibt abzuwarten – aber ausgeschlossen ist es nicht.

Zwar sind alle typischen Merkmale der Band vorhanden: die hymnischen Refrains, die nordische Melancholie, die schillernden Keyboardflächen. Doch der Biss, der die frühen Alben so elektrisierend machte, ist nicht ganz vorhanden. Viele Songs erinnern eher an ein aufwendig inszeniertes Rock-Musical als an die kompromisslose Härte vergangener Tage. Das ausgefeilte Songwriting ist klar erkennbar, wird jedoch in 80er-Italo-Pop-Glanz getaucht, während die Gitarren meist begleiten statt führen.

Fazit

Also – wohin führt die Reise mit Steelbound?
Das Album zeigt Battle Beast als Band im Wandel. Der Spagat zwischen metallischer Härte und poppiger Eingängigkeit gelingt – zumindest für mich – nicht durchgehend. Aber wann hat Wandel je ohne Reibung funktioniert?

Die Finnen präsentieren sich moderner und melodischer, mit makelloser Produktion, starken Vocals und reichlich Ohrwurm-Potenzial. Gleichzeitig geht dabei ein Stück der ungestümen Energie verloren, die ihre frühen Werke so besonders machte. Neue Hörer*innen werden den zugänglichen Sound zu schätzen wissen, während alteingesessene Fans wohl etwas Biss und Leidenschaft vermissen könnten.

Ein mutiger, aber nicht ganz risikofreier Schritt in eine neue Ära.

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