Scarlet – Obey the Queen

Das Debutalbum von Scarlet ist wütend, brachial – aber solide. Eine Mischung aus Amaranthe, Marilyn Manson und einem Schuss Lady Gaga. Gefällig – aber etwas zu viel Inszenierung.

3.5
Florian Dünser

FLORIAN DÜNSER

16. Nov. 2020

Review
Scarlet Hunts
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Inszenierung kann sie, die schwedische Metal-Newcomerin Scarlet. Kaum eine andere Metal-Künstlerin der vergangenen Jahre wurde im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Debütalbums in ähnlichem Ausmaß gehypt. Und Scarlet, deren wahres Gesicht bisher niemand kennt, weiß gekonnt mit diesem medialen Scheinwerferlicht umzugehen. Rund um Scarlet wird eine Geschichte inszeniert, die sich nicht nur auf das düstere Äußere der Schwedin beschränkt – sondern geschickt im Rahmen der Single-Auskopplungen wie Love Heroin und #bossbitch angeteasert wurden. So soll "Obey the Queen" die Komplexität und Dualität von Scarlets Wesen zeigen. Ihre äußere Schönheit und ihr inneres Chaos. Ihre Güte und ihr Übel. Ihre Vergebung und ihr Geschmack für Blut – eine wunderschöne Kreatur, die die dunkelsten, hässlichsten Ecken des menschlichen Geistes verkörpert, heißt es etwas kryptisch von Seiten des Labels Arising Empire. Sie sei jedenfalls nie die, für die wir sie halten. Und Scarlet selber weiß selber nochmal eine Schippe Theatralik drauf zu packen: „Als ich dieses Album schrieb, musste ich tief in den dunkelsten, schmerzhaftesten Ort in mir gehen. Graben durch Erinnerungen, die hinter Dornenwänden verborgen sind. Unbury Jahre gequälter Wut. Es hat mich fast umgebracht. Durch das Überleben kommt Größe", wird sie zitiert.

Wütend, aber solide

Abseits des Storytellings – wie steht es um die musikalische Inszenierung von Scarlet? Kurzum: Wütend, brachial, stellenweise mechanisch – aber solide. Die Schwedin ist im Nu Metal zu Hause, hat aber durchaus Bock, sich unterschiedlichen Genres zu bedienen – und ist auch elektronischen Elementen nicht abgeneigt. Nicht nur deshalb erinnert sie streckenweise stark an Amaranthe. Nur eben rotziger und frecher. Und wenn wir schon bei vollkommen unpassenden Vergleichen sind: Scarlet scheint sich nicht nur optisch, sondern auch musikalisch Anleihen bei Marilyn Manson geholt zu haben – mit einem Schuss Lady Gaga. Auch wenn der Vergleich absurd klingen mag, er findet etwa in Songs wie "Krokodil" oder "Devil Twins" seine musikalische Verkörperung.

Was man der Schwedin aber jedenfalls nicht vorwerfen kann: An Vielfalt mangelt es "Obey the Queen" nicht. Scarlet weiß sehr geschickt mit unterschiedlichen Stilelementen zu spielen – und das gilt auch für ihre eigene Stimme. Ihr Repertoire reicht von Sprechgesang ("I Spit Fire") bis hin zu emotionalen Klavierballaden ("Final Shot"). Eine gefällige Abwechslung.

Und jetzt: Mehr Authentizität!

Und trotzdem: Musikalisch solide, läuft die Inszenierung Scarlet wie jedes andere Schauspiel Gefahr, sich sehr bald an der eigenen Theatralik abzunutzen. Etwas mehr Authentizität würde Scarlet gut tun, sodass man sich fortan nicht mehr nur mit der Kunstfigur, sondern mit dem Menschen dahinter beschäftigen und letztlich identifizieren kann.

Tracklist

Tracklist

  1. Obey The Queen

  2. I Spit Fire

  3. Ugly Fucker

  4. #Bossbitch feat. Thirsty & Åsa Netterbrant

  5. Love Heroin

  6. Zodiac

  7. Krokodil

  8. Beauty & Beast

  9. Devil Twins

  10. Final Shot feat. Martin Westerstrand

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