Whyzdom – Of Wonders And Wars

Bei aller Opulenz fehlt es dem fünften Whyzdom-Album an Einzigartigkeit. Allzu häufig drängt sich der Vergleich mit den Größen des Genres auf, aus deren Schatten herauszutreten bekanntlich schwierig ist.

3.5

3. Sept. 2021

Review
Marie Mac Leod
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Symphonic Metal ist seit jeher eines der wenigen Subgenres, für die sich auch so mancher Nicht-Metaller erwärmen kann. Dies gilt jedoch vor allem für die Genre-Größen, deren Namen in der Metal-Szene sowieso jeder auswendig kann: Nightwish, Within Temptation, Epica. Einigen werden noch Leaves‘ Eyes, After Forever oder Delain einfallen, aber die großen Namen sind recht schnell gezählt. Dabei gibt es beinahe unzählige Symphonic-Metal-Bands, die schlicht weniger Aufmerksamkeit erhalten.

Whyzdom ist eine dieser Bands. Die Veröffentlichung ihres letzten Albums „As Time turns to Dust“ liegt gute drei Jahre zurück; ihr fünfter Silberling „Of Wonders and Wars“ wird „dank“ der Pandemie in eine völlig andere Zeit hineingeboren, was gewissermaßen einen thematischen Bezug zum Album schafft, denn „Of Wonders and Wars“ befasst sich mit verschiedenen bedeutenden Stationen der Menschheitsgeschichte. Das Album ist als Reise durch die Jahrtausende gedacht, und diese Botschaft vermittelt nicht nur das Cover mit der ägyptischen Sphinx, sondern auch die Tracklist. „Ariadne“ ist der Name einer Prinzessin aus der griechischen Mythologie, und auch Titel wie „Stonehenge“, „Pyramids“ und „Notre Dame“ wecken Assoziationen an wichtige Etappen im Schaffen der Menschheit.

Überbordende Opulenz und sphärische Klänge

Als Opening Track fungiert mit „Wanderers and Dreamers“ ein hymnischer Song, der tatsächlich den Eindruck einer beginnenden Reise erweckt. Zu Anfang gibt es gleich eine Sopraneinlage von Marie Mac Leod, bei der man sich an Tarja Turunen erinnert fühlt. Musikalisch weist der Song Anklänge an „Wishmaster“ auf, was ein wenig sentimental stimmt. Ein erster Kritikpunkt wäre, dass Maries hohe Stimme im Gegensatz zu der von Tarja nicht immer angenehm, sondern stellenweise anstrengend klingt. Es ist Geschmackssache, denn die Dame hat stimmlich durchaus einiges auf dem Kasten. In den Strophen von „Stonehenge“ ist ihr Gesang weniger opernlastig, was dem Song zugute kommt. Im Generellen ist dies der erste Song auf dem Album, der in sich stimmig ist; er ist nicht ganz so opulent und überladen wie die ersten beiden Tracks und schafft es genau aus diesem Grund, eine mythische Stimmung zu erzeugen. Am Ende bietet der Song ein wirklich schönes Solo von Gitarrist Régis Morin, denn auch die Herren an der Instrumentalfraktion stellen erneut ihr Können unter Beweis. Hervorgehoben sei Drummer Nicolas, der sein Handwerk versteht. Das zeigen vor allem die schnelleren Tracks wie „War“, das nach schönem, klassischem Power Metal klingt und einen guten Setlist-Kandidaten für die ersten Post-Covid-Festivals abgeben würde, weil es einfach richtig Spaß macht. Und wieder daran erinnert, wie sehr Konzerte und Festivals fehlen.

Ein Symphonic-Metal-Album braucht aber natürlich mindestens eine Ballade, die mit „Touch the Sky“ auch vorhanden ist. Maries Stimme steht hier im Vordergrund, sie klingt stellenweise wie Simone Simons. Die reduzierte Instrumentierung trägt dazu bei, dass eine sphärische, geradezu der Welt entrückte Grundstimmung kreiert wird.

Hervorzuheben ist außerdem der melancholische Abschluss „Notre Dame“, der passenderweise mit Glockenklängen beginnt und endet und ein langsames Tempo beibehält. Hier wurde offenkundig Wert darauf gelegt, für das Gran Finale einen Song zu schreiben, der sich vom Rest des Albums abhebt. Mehr solcher Experimente wären wünschenswert gewesen, denn „Of Wonders and Wars“ wiederholt sich in all seiner Epik und Opulenz häufig. Am meisten punktet das Album in den Momenten, in denen seine Songs musikalisch und thematisch zusammenpassen, wie es beispielsweise bei „Ariadne“ der Fall ist: der Chorgesang und die klassische, orchestral anmutende Instrumentierung lassen durchaus an die Antike und an die alten Griechen denken.

Mangel an Einzigartigkeit

Musikalisch und lyrisch erinnert das Quartett häufig an Epica, so in „Metropolis Lights“, wenn es heißt: „Embrace the mysteries of life.“ Marie zeigt hier außerdem wieder, dass sie neben ihrer Sopran- und ihrer „normalen“ Gesangsstimme über eine ausgeprägte Rockröhre verfügt. Wie erwähnt sind die Nightwish-Einflüsse auf dem Album ebenfalls klar zu erkennen, zum Beispiel in Form der durchweg prägnanten, druckvollen Gitarrenriffs.

Hierin liegt allerdings auch eines der Hauptprobleme des Albums und vermutlich einer der Gründe, warum Whyzdom den wirklichen Durchbruch in der Metal-Szene bei allem Talent bislang nicht geschafft haben: Es fehlt an Einzigartigkeit. Allzu häufig drängt sich der Vergleich mit den erwähnten Genre-Größen auf, aus deren Schatten herauszutreten bekanntlich schwierig ist. Wenn Genre-Fans darüber hinwegsehen können und sich auf eine musikalische Reise einlassen wollen, werden sie an „Of Wonders and Wars“ aber Gefallen finden.

Tracklist

  1. Wanderers And Dreamers

  2. Child Of Damnation

  3. Stonehenge

  4. Ariadne

  5. Touch The Sky

  6. War

  7. Metropolis Lights

  8. Pyramids

  9. The Final Collapse

  10. Notre Dame

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