Ignea / Ersedu – Bestia

Eine Konzept-EP die sich mit allen Wassern gewaschen hat und musikalisch, textlich sowie gesanglich durch die Decke geht.

4.0
Kathrin von Dark Divas

KATHRIN VON DARK DIVAS

15. Okt. 2021

Review
Ignea
Helle Bogdanova
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Ignea ist eine ukrainische Melodic-Metal-Band, wurde 2013 unter dem Namen Parallax gegründet und kann eine EP und zwei Full-Length Alben vorweisen. Im Juni 2021 unterzeichnete Ignea einen Vertrag mit Napalm Records und begann mit der Arbeit am dritten Album, das für 2022 geplant ist.

Bevor die Band das neue Full-Length-Album der Welt präsentiert, verwöhnen sie ihre Fans mit der Split-EP Bestia, einer Konzept-EP über die menschliche Natur slawischer mythologischer Kreaturen und die Dualität der Welt. Bestia (ukr. «бестія») bedeutet auf Ukrainisch sowohl wildes Tier als auch boshafter Mensch. Dies ist eine Split-CD, die aus Songs zweier ukrainischen Bands – Ignea und Ersedu – besteht und das Ergebnis ihrer 10-jährigen Freundschaft ist.

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Natürlich dürfen wir die zweite Band im Bunde nicht vergessen. Ersedu ist ein Symphonic Death Metal-Projekt voller Noir-Kino-Epen der Antike. Ihre Musik ist hauptsächlich inspiriert von Septicflesh, Devin Townsend, Alan Silvestri, Gustav Holst, Jerry Goldsmith. Jeder Song ist eine endlose Anbetung der wunderschönen Dunkelheit, eine Geschichte, die mit sinnlichen klaren Vocals, jenseitigen Growls und massiven Orchesterarrangements erzählt wird.

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Bestia erscheint am 21. Oktober 2021 auf allen Streaming-Plattformen sowie auf Digipak-CD und Vinyl. Die physischen Formate enthalten neben fünf Tracks auch einen 15-minütigen Mix aus Orchesterarrangements dieser Songs. Bereitet euch darauf vor, in die Bestie einzutauchen!

Ein extremer und harter Track, der wie der Wind der Karpaten klingt

Den Anfang machen Ignea mit Bosorkun und Maguras Last KissBosorkun ist ein extremer und harter Track, der wie der Wind der Karpaten klingt: wild und kalt, schnell und still, unaufhaltsam, tödlich kraftvoll und doch leichter als Federn. Der ukrainischen Mythologie zufolge ist Bosorkun ein böser Berggeist, der mit der Kraft des Windes tötet und Menschen und Tiere Dürre und Krankheiten bringt. Doch Ignea drehen den Spieß um. In ihrem Song ist er der Geist mit einer freundlichen, aber zerstörerischen Natur, der sich mit den Menschen anfreunden und seine Unsterblichkeit gegen ihre Welt eintauschen möchte.

In Maguras Last Kiss wird von der slawischen Walküre gesungen, der geflügelten, kriegerischen Wolkenmaid, der Tochter des Donners Perun – Magura. Mit ihren Flügeln überschattet sie die tapferen Soldaten, die auf dem Schlachtfeld gefallen sind. So landen diese Soldaten in Vyriy, dem himmlischen Palast für das ewige Leben. Ignea fusionieren hier gekonnt orientalische, folklorische Klänge mit hartem Metal, symphonischen Arrangements und modernen elektronischen Instrumenten.

Harte Growls und sirenenhafter Gesang verschmelzen sich gekonnt mit wilden Riffs

Mermaids, meiner Meinung der beste Song auf der EP, ist ein Lied über ukrainische Mavkas (Sirenen), die nirgendwo ihren Platz finden: weder am Ufer noch im Wasser. Genau wie Menschen langweilen sie sich, wenn ihr Leben im Gleichgewicht ist, und sich in Problemen gefangen fühlen, die sie selbst geschaffen haben. Dieser Song wird von beiden Bands erzählt und wird auch von einem filmischen Musikvideo begleitet, das am 15. September Premiere hatte. Hier gefällt mir besonders das Zusammenspiel der beiden Sängerinnen, die sich gegenseitig nichts schenken. Harte Growls und sirenenhafter Gesang verschmelzen sich gekonnt mit wilden Riffs, orchestralen und orientalische Instrumenten.

Der zweite Teil der EP besteht aus den beiden Songs von Ersedu über die Doppelnatur der Welt. Black Garden erzählt die Geschichte von Zmiy, dem ukrainischen Drachen, der die Gärten und Ländereien zerstören und vergiften konnte, aber auch Katastrophen von den Menschen nehmen konnte. Zmiy verführt noch dazu ein Mädchen mit seiner schwarzen Liebe. Sie erwidert die Liebe und löst sich in seiner Natur auf.

The Eaters of the Sun ist ein kosmogonischer Mythos über die Ambivalenz von Freundlichkeit und Bösem, Licht und Dunkelheit, dem endlosen Kreislauf von Tag und Nacht.
Die Sonne – die Verkörperung des höchsten Gottes und der Güte, kann Leben verbrennen und zerstören. Dunkelheit – die Verkörperung des Bösen und der Unabhängigkeit – kann vor dem tödlichen blendenden Licht retten. The Eaters of the Sun ist die Hymne des Gleichgewichts.
Ersedu präsentieren uns die Songs als symphonischen Metal gepaart mit düsterer Kinoatmosphäre, orchestraler Kraft und orientalischer Stimmung.

Ignea, die schwere Riffs mit symphonischen, elektronischen, Folk-Elementen kombinieren, um ein kraftvolles OST-ähnliches Erlebnis zu schaffen, zeigen mit Bestia was uns fürs neue Album erwartet. Der melodischen Essenz ihrer Musik treu bleibend, fügen Ignea auch einen Hauch von Brutalität hinzu, indem sie gelegentlich extreme Vocals, Breakdowns und Blastbeats einbeziehen. Besonders hervorheben muss man Helle Bogdanova‘s starken Gesang, mal sanft und melodisch, mal mit beeindruckenden Growls.

Eine Konzept-EP die sich mit allen Wassern gewaschen hat und musikalisch, textlich sowie gesanglich durch die Decke geht.

Tracklist

Tracklist

01. Bosorkun / IGNEA
02. Magura’s Last Kiss / IGNEA
03. Mermaids / IGNEA / ERSEDU
04. Black Garden / ERSEDU
05. The Eaters of the Sun / ERSEDU
06. The Symphony of BESTIA / IGNEA / ERSEDU

Ignea Line Up:

Helle Bogdanova – Gesang
Yevhenii Zhytniuk — Keyboard
Xander Kamyshin — Bass
Ivan Kholmohorov — Schlagzeug
Dmitry Winnitschenko — Gitarre

Ignea im Web:

Ersedu im Web:

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