Enemy Inside – Seven

Mit ihrem zweiten Longplayer „Seven" zeigen die deutschen Modern Metaller, wie sie Genregrenzen souverän entgegentreten. Enemy Inside präsentieren ein starkes Album mit modernen Interpretationen der sieben Todsünden.

4.0

20. Aug. 2021

Review
Nastassja Giulia
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Symphonic Metal? Sicher nicht! Wenn es nach Enemy Inside geht, gibt es keine Genregrenzen. Modern Melodic Metal beschreibt wohl am ehesten, was die Band um Frontfrau Nastassja Giulia auf 'Seven' zaubert. ''Wenn ich irgendein Interview habe, höre ich immer das Wort ‚Symphonic‘. Da ist prinzipiell nichts Verwerfliches dran, aber unsere Musik hat halt weder Einflüsse davon, noch geht meine Stimme in die klassische Symphonic-Metal-Richtung“, ließ Frontfrau Nastassja im Interview mit Dark Divas keine Zweifel, was sie von Schubladendenken hält. In keinerlei Hinsicht, wie Enemy Inside auch mit dem Song 'Alien' deutlich machen. Die Band setzt darin ein Zeichen gegen Hass & Diskriminierung und beweist Mut, dies so offen und direkt zu thematisieren. Stark!

Sieben Todsünden

Mit Crystallize servieren uns Enemy Inside einen eiskalten Opener. Dieser widmet sich der Todsünde der Trägheit – im konkreten Fall des Herzens (acedia lat. für Nachlässigkeit). In Depressionen und einer ''Mir ist alles egal'' -Mentalität finden sich wohl dank aktueller Covid-Situation dieser Tage viele Menschen wieder. Mit einer gewissen Ironie kommt der Song aber alles andere als träge rüber und gibt zu Beginn des Albums die Marschrichtung vor.

Die Auseinandersetzung mit den Todsünden geschieht nicht im biblischen Sinne, sondern vielmehr im Rahmen einer modernen, zeitgemäßen Herangehensweise. Man schaut bewusst aus aktueller Sicht auf Sünden – und übt damit durchaus Gesellschaftskritik.

Die goldene Mitte

Mit der Vorabsingle Release Me zeigt die Band, wie Metal 2021 klingen muss. Modern, melodisch, treibende Beats, schnelle Riffs und Mitfühl-Lyrics. Dabei steht Nasstasjas glasklare Stimme in der goldenen Mitte und animiert zum Headbangen und Mitsingen. Mit Break Through schließt sich mein persönliches Highlight an. Ein emotionales Piano-Intro mit Streicher-Unterstüzung bringt Gänsehaut-Feeling. Die Halbballade überzeugt mit elektronischen Beats, starken Riffs, Gitarrensolo und einem Power-Refrain – und endet, wie sie begonnen hat: mit wundervollen Pianoklängen. Hammer!

Ohne große Umschweife geht es mit dem bereits 2019 auf der 'Phoenix' -Tour live präsentierten 'In My Blood' weiter. Songwriting und Shout-Einlagen sind hier gut gewählt. Der Song wird sicher schnell vielen Fans gefallen. Mit Bulletproof folgt dann noch eine „Ich-Bin-Unbesiegbar“-Hymne und zeigt innere Stärke.

777 statt 666

'Seven', der titelgebende Song von ''Seven'', ist zugleich – wenig überraschend – der siebte Track des Albums. Er erzählt über Lügen und Sünden und zeigt das Enemy Inside auch Wert auf Details legen. Der Song überrascht mit Growl-Einlagen (von Nasstasja!) und Breakdowns. Dem ganzen Album verleiht das mehr Ecken und Kanten als noch auf dem Debut-Album zu finden waren. Obwohl meiner Meinung nach auch da noch Potential vorhanden ist, ist eine merkliche Entwicklung und Vertiefung vom charakteristischen Enemy Inside Sound spürbar.

Schwarz-Gold oder Weiß-Gold?

Die nächste Vorabsingle Black Butterfly setzt auf visuelle Unterstützung durch Jonas Sommer. Wie zuvor Mirko Witzki (Crystallize, Alien & Release Me) bietet man uns ein visuell ansprechendes und gut produziertes Musikvideo nach dem Konzept von Nasstasja. Enemy Inside bleiben ihrem Gold-Stil vom ersten Album an treu und verpassen dem Artwork einen modern, weiß-cleanen Look und setzten hierbei auf goldene Akzente. Passend dazu nimmt 'Black and Gold' das Motto auf und bietet eine Mid-Tempo Nummer über dunkle Wolken und strahlendes Gold.

Nostalgiefaktor vs Modern Metal

Auch wenn bei dem Song 'Dynamite' der große Knall ausbleibt, legen Enemy Inside hier nochmal Wert auf Tempo und liefern ein Gefühl von alten Racing Games. Moderne Cover und Remixes von alten Songs liegen seit ein paar Jahren wieder voll im Trend. Aber passen Nostalgie und moderner Metal zusammen? Kurzum: Ja! Den Abschluss des Albums liefert 'Crush', ein Cover von Jennifer Paige. Nach 42 Minuten ein gelungener Abschluss.

Fazit

Insgesamt wirkt ''Seven'' im Vergleich zum Vorgänger ''Phoenix'' (2018) etwas weniger rau und bietet ein flüssigeres Hörerlebnis. Weg von persönlichen Geschichten stellt man sich bewusst gesellschaftskritischen Themen. Das Album wartet mit einem roten Faden aber dennoch abwechslungsreichen Songs auf. ''Seven'' zeigt, welches Potenzial in Enemy Inside schlummert. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.

Tracklist

  1. Crystallize

  2. Alien

  3. Release Me

  4. Break Through

  5. In My Blood

  6. Bulletproof

  7. Seven

  8. Black Butterfly

  9. Black and Gold

  10. Dynamite

  11. Crush (Jennifer Paige Cover)

**
VÖ:** 27.08.
Label: ROAR! – Rock Of Angels Records

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