Beyond the Black – Beyond the Black

Nach dem experimentellen "Horizons" haben Beyond the Black mit ihrem selbstbetitelten Album ihren Weg und Stil gefunden. "Beyond the Black" klingt erwachsen, reif und aus einem Guss. Ein durch und durch hörenswertes Symphonic-Metal-Album.

4.5
Florian Dünser

FLORIAN DÜNSER

5. Jan. 2023

Review
Beyond the Black
Jennifer Haben
Image

"Wir klingen so selbstbewusst, wie nie zuvor", schwärmte Beyond-the-Black-Frontfrau Jennifer Haben jüngst im Interview mit Dark Divas über das neue Studio-Album ihrer Band – das bereits fünfte in der noch jungen Band-Historie. Ein Album, das unter anderen Voraussetzungen wie der experimentelle Vorgänger "Horizons" entstanden ist: Was für eine Band wollen wir sein, wie möchten wir klingen – und wohin soll die Reise gehen? Erstmals hatte sich die Band laut Jennifer bereits im Vorfeld des Songwritings mit diesen essentiellen Fragen auseinandergesetzt, nicht erst auf dem Weg zum finalen Produkt. Wenig überraschend also, dass das fünfte Album als bisheriger Zenit ausgerufen wird – und somit auch den Namen der Band tragen darf. Beyond the Black haben ihr inneres Qi gefunden.

Erste Single als schwächster Song

Hör- und spürbar ist diese Entwicklung bereits beim Opener "Is There Anybody Out There" – bezeichnenderweise auch Opener der vergangenen Co-Headliner-Tour mit Amaranthe. Eine eingängige Mitsing-Nummer, die die starken Vocals von Jennifer in den Mittelpunkt rückt und die/den Hörer*in in die richtige Stimmung versetzt. Letztere wird mit "Reincarnation", die erste Single-Auskopplung des Albums, leider mit Track 2 schon wieder etwas getrübt. Die eingesetzten Folk-Elemente funktionieren bei Eluveitie, wirken bei Beyond the Black aber deplatziert. Der Song hört sich zu sehr gewollt an, nicht authentisch. Jedenfalls aber nicht so, wie Beyond the Black auf diesem Album selber klingen möchten. Die gute Nachricht: "Reincarnation" soll die diesbezügliche Ausnahme auf "Beyond the Black" bleiben.

Abwechslungsreich und mutig

Ein wesentlich besseres Händchen hat die Band mit Songs wie "Free Me", "Winter is Coming" oder "Dancing in the Dark" bewiesen. Klassische Symphonic Metal Tracks, die nach langsamen Aufbau in einem epischen Chorus münden. Ein Erfolgsrezept des Genres – und zugleich wohl auch größter Kritikpunkt jener, die damit nichts anfangen können. Um es einfach zu machen: Wer Symphonic Metal als Musical-Metal geißelt, wird seine Liebe für diese Stilrichtung auch mit Beyond the Black nicht wecken können. Auch wenn die Band ihren ganz eigenen Stil und Weg gefunden hat: Experimente gibt es wenige.

Das ändert nichts daran, dass es Beyond the Black auf ihrem neuen Album scheinbar mühelos schaffen, Hymne an Hymne zu reihen. "Raise Your Head" oder "Into The Light" lassen einen bereits beim Zuhören die Hände in die Höhe reissen und voller Vorfreude in Richtung Sommerfestivals schielen. Dass die neuen Songs live überzeugen können, hat die Tour mit Amaranthe bereits eindrücklich unter Beweis gestellt – standen dort doch vier Tracks vom neuen Album auf der Setlist. Bezeichnenderweise mehr als von "Horizons". Jenem Album, das mit dieser Tour ursprünglich hätte promotet werden sollen.

Und es wäre kein Beyond the Black Album, würde nicht auch die eine oder andere Ballade in der Tracklist mitmischen. Neben "Wide Awake" ist das vor allem "I Remember Dying", der heimliche Favorit von Frontfrau Jennifer, wie sie Dark Divas verraten hat. Ein würdiges, wenn auch vergleichsweise schwieriges Finale für ein Beyond the Black-Album. Jennifer ließ sich bei diesem Song von Film-Musik inspirieren, allen voran vom Zauber von Hans Zimmer. Auch wenn der Song nicht jedem Fan gefallen wird: Den Machern von "House of Dragons" oder "Herr der Ringe: Ringe der Macht" sei dieser Song für die zweite Staffel ihrer Serie jedenfalls ans Herz gelegt.

Der nächste Zenit wartet bereits

Beyond the Black haben sich auf ihrem selbstbetitelten Album nicht neu erfunden. Im Gegenteil: Jeder einzelne Song trägt klar erkennbar die Handschrift der Deutschen. Und doch ist "Beyond the Black" anders als seine Vorgänger. Anders vor allem als "Horizons", das für die Band damals zur richtigen Zeit kam – mit wenigen Ausnahme-Songs ("Horizons", "Human" oder "You're Not Alone") aber nie wirklich stimmig auf Jennifer & Band zugeschnitten war. Das kann man von "Beyond the Black" nicht behaupten.

Beyond the Black sind erwachsen geworden, als Band gereift – schlicht zusammengewachsen. Das selbstbetitelte Album klingt aus einem Guss. Vorbei sind die Zeiten, in denen zu viele Köche den Brei verdorben haben. Es gibt kaum mehr Experimente – aber viel Authentizität und Leidenschaft für das eigene Tun. Das hört man. Das spürt man. Und das macht Spaß.

Der nun erreichte Zenit der Band trägt also vollkommen zurecht den Namen der Band – und gibt mit Stolz geschwellter Brust den Ton für die nächsten Jahre an. Lust auf mehr haben Jennifer & ihre Jungs definitiv. Und geht es in dieser Tonart für die die sympathischen Vier weiter, dann wartet bereits der nächste Zenit, der erklimmt werden möchte.

Tracklist

1. Is There Anybody Out There 4:29

2. Reincarnation 4:13

3. Free Me 4:01

4. Winter Is Coming 4:37

5. Into The Light 4:12

6. Wide Awake 4:10

7. Dancing In The Dark 4:05

8. Raise Your Head 4:18

9. Not In Our Name 3:40

10. I Remember Dying 4:15

Release: 13. Januar 2023

Image of Band

Beyond the Black

Beyond the Black ist eine deutsche Symphonic-Metal-Band, die 2014 gegründet wurde. Angeführt von Gründerin und Frontfrau Jennifer Haben, ist die Band bekannt für ihre melodischen und kraftvollen Kompositionen, die Elemente des Symphonic Metal mit modernen Rock- und Metal-Einflüssen vereinen.

Jennifer Haben - Vocals Chris Hermsdörfer - Gitarre Tobias Lodes - Gitarre Kai Tschierschky - Drums

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