Infected Rain – Ecdysis

Infected Rain ist eine Progressive Modern Metal Band aus Moldawien, die 2008 in Chișinău gegründet wurde. Die Combo ist weit entfernt von dem übermäßig produzierten Metal, an den sich viele von uns gewöhnt haben. Infected Rain spielen eine energiegeladene Mischung aus modernen Stilrichtungen des Metal mit Einflüssen von Korn oder Deftones, und berühren in Teilen ihrer Songs auch Bereiche des Metalcore. Der Gesang von Lena Scissorhands variiert zwischen Screams, melodischem Klargesang und tiefen Growls. Eine Kombination aus weiblichem Geschrei, harten Riffs und Samples hat den individuellen Stil von Infected Rain geschaffen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 hat sich die moldawische Progressive Modern Metal- Macht Infected Rain rund um Multi- Talent und Frontfrau Lena Scissorhands zu einem der aufregendsten Szene- Acts entwickelt. Gleichzeitig hat die Band nie aufgehört, neue Länder zu erobern und große Festivals in Europa zu headlinen. 2016 begann mit der Veröffentlichung des neuen Musikvideos zur Single Serendipity aus dem Album 86, eine neue, härtere Ära für Infected Rain. Nachdem die Band 10 Jahre lang unabhängig war, unterzeichnete sie am 13. Februar 2019 einen Plattenvertrag mit dem österreichischen Label Napalm Records und kündigten dies mit der Veröffentlichung des neuen Musikvideos für den Song Passerby an. Mit ihrem gefeierten 2019er Album Endorphin gewann die Band weltweit eine treue Fanbase für sich, welche sich nun mit Spannung auf den heiß erwarteten Nachfolger, Ecdysis, freuen darf.

Depression, Verlassenheit bis hin zur allumfassenden Realität

Vom ersten Ton an elektrisiert das Album mit messerscharfen Riffs, Elektrobeats, Lena’s Schatzkammer an stimmlichen Fähigkeiten sowie lyrisch tiefgehenden Themen, die von Depression und Verlassenheit bis hin zur allumfassenden Realität reichen, während sich gekonnt Extrem Metal mit progressivem Groove und dunklen, eindringlichen Melodien verbindet. Die erste Single-Auskopplung Postmortem Pt 1 ist ein grandioser Einstieg und vielleicht mit einer der besten Songs den Infected Rain bis jetzt veröffentlicht haben. Bedrohlich beladene Synthesizer gehen nahtlos in unzählige Schichten einer düsteren Atmosphäre über, dabei unterstützt durch Fette, groovende Riffs, rasende Drums und bis ins Mark-dringende Growls. Der Refrain ist extrem melodisch, schon fast episch, von dem man sofort mitgerissen wird. Fighter ist ein sehr harter und düsterer Track, der einem mitten eins auf die 12 verpasst. Der Refrain wird ausschließlich von Screams und Growls unterstützt, was sehr gut zu diesem schweren Song passt. Viele Tracks auf dem Album brauchen etwas, bis sie ins Ohr gehen, so auch Longing und These Walls. Die Lieder bestechen durch ihre herausragend vielseitigen Gitarrenarbeiten und balancieren zwischen aufgewühlten Groove, technischen Effekten und ominösen Akkorden. Goodbye ist einer der eingängigeren Tracks, mit harten Passagen und einem wunderbaren melodischen Refrain, wie wir es von den früheren Alben gewohnt sind. Er zählt zu meinen Lieblingstracks. Ein Gast-Feature hat Ecdysis auch zu bieten und war das wohl meist gefragteste in der Bandgeschichte. Mit Butcher Babies-Sängerin Heidi Shepherd, prügelt sich die Band in The Realm Of Chaos durch ganz wilde 4 Minuten. Wer hier aber Clean Vocals erwartet, wird leider enttäuscht. Songs wie Everlasting Lethargy oder Never The Same stehen inmitten eines mitreißendem, pit-würdigem Metalcore Sturms. November erstaunt mit einem 80ger Jahre Nachrichten Intro. Aber natürlich lassen die Gitarren dann nicht lange auf sich warten und die Band legt musikalisch so richtig los. Jetzt kommt der mit Abstand geilste Song auf dem Album. Showers ist ein typischer Infected Rain Track, der alle Facetten zu bieten hat. Es fängt schon beim spannenden Intro an, geht dann über in grandiose Riffs und die Clean Vocals und Growls wechseln gekonnt. Verschiedene melodische Parts reihen sich aneinander und weben sich geschickt mit den Synthesizern, Spezialeffekten und anderen Instrumenten ineinander. In der Mitte wartete eine unglaubliche melodische Lena, die einen in den Bann zieht. Mega Song! Natürlich darf eine Ballade nicht fehlen, die uns die Band in Form von Nine, Ten mitbringt. Der Track erinnert stark an Storm aus dem Vorgänger Album. Das Finale läutet Postmortem Pt 2 ein, dass eher wie ein Remix zum Original Postmortem Pt 1 klingt, aber in die etwas ruhigere Ecke geht.

Seit dem Vorgänger Endorphin hat die Band eine Vorliebe für ruhige Mittelparts entwickelt, um dann wieder so richtig daraus herauszubrechen. Bei The Earth Mantra hat es noch funktioniert, doch hier und da glückt es nicht ganz so gut. Auch schade finde ich, dass man die melodischen Clean Vocal Parts von Lena etwas suchen muss. Sie werden ein klein wenig verdrängt und wirken eher Abseits platziert als auf 86 und Endorphin.

Infected Rain ist wieder ein Meisterwerk geglückt

Aber nichts destotrotz, ist Infected Rain mit Ecdysis wieder ein genialer Longplayer gelungen, der sowohl frühere Alben als auch die weiterentwickelte Form der Band demonstriert. Das Album braucht etwas, bis es sich entfaltet und man alle Energien und Emotionen greifen kann. Hat man diese Hürde überwunden, hört man das der Band wieder ein Meisterwerk geglückt ist. Ecdysis vereint auf sehr erfolgreiche Weise Ultramoderne Brutalität, ohne dabei auf Emotion und Melodie zu verzichten – und präsentiert Infected Rain auf einer neuen Ebene, der sich langjährige Anhänger der Band und zahlreich neue Fans ebenfalls anschließen dürften. Infected Rain haben mit diesem Longplayer neue Ufer betreten und entfernen sich etwas von den vorherigen Alben, das ein klein wenig schade ist. Auf Ecdysis erkennt man aber die gelungene Weiterentwicklung der Band, sowohl im Gesang als auch musikalisch. Denn wie heißt es doch so schön? Wer rastet der rostet und Infected Rain bewegen sich stetig weiter.

Um Ecdysis aber in vollen Zügen genießen zu können braucht es vorab ein wenig Infected Rain Erfahrung, denn das Album entfaltet sich nur in voller Pracht, wenn man die Liebe zur Band und ihrer Musik vorweisen kann. Neueinsteiger sollten daher erst mal mit dem Album 86 beginnen um die Band besser kennen zu lernen. Wer sich aber gleich aufs neue Album stürzen möchte, dem kann ich als Anspieltipp die Songs Showers, Postmortem Pt 1, und Goodbye für den Einstieg ans Herz legen.