Live-Review: Escuela Grind live in Leeds – Hardcore mit feministischer Ansage
Schweiß, Wut und Haltung: Escuela Grind lieferten im BOOM! Leeds eine Show voller Power, Präzision – und einer klaren Botschaft.
LIV WINTER
4. Sept. 2025
Am letzten Samstag im August liegt eine düstere Stimmung über Leeds, UK.
BOOM!, ein rauer Underground-Club in einem ehemaligen Lagerhaus, ist an diesem Abend Schauplatz für kompromisslosen Hardcore Metal. Der feine Nieselregen draußen sorgt für die perfekte Abkühlung zwischen den schweißtreibenden Sets – keine Klimaanlage könnte es besser machen.
Genau so fühlt sich ein echtes Underground-Konzert in Großbritannien an:
Klein – kein Wellenbrecher, nur Bühne und eine Reihe Verstärker
Laut – Ohrstöpsel gibt’s an der Bar, aber runtergedreht wird hier nichts
Publikum und Band verschmelzen
Acid Vat eröffnen den Abend – und das mit voller Wucht. Die Band wirkt wie ein stilistisches Portfolio: eine Mischung aus Einflüssen, Genres und Inspirationen. Es ist ein intensives Erlebnis, ein Sturm aus roher Verzerrung, gewürzt mit Old-School-Death und Slam – ein brutaler, energiegeladener Start.
Mastiff treiben die Intensität weiter in die Höhe – Hardcore pur, mit maximaler Kraft. Der Sänger thronte auf den Verstärkern wie auf einer Kanzel und schleudert seine gutturalen Vocals in den Raum, während die Band eine dröhnende Sludge-Wand entfacht.
Dann: Escuela Grind. Beim Soundcheck ist der Raum bereits voll – und Katerina Economou steht sofort im Fokus. Ganz selbstverständlich übernimmt sie die Kontrolle und verwandelt das Warten in eine Art gemeinsames Aufwärmen. Publikum und Band verschmelzen schon, bevor überhaupt ein Song gespielt ist.
Das Gegenteil von Zurückhaltung
Dann folgt ein kurzer Theatralik-Moment: Die Lichter dimmen, die Band dreht sich weg, erspürt gemeinsam das Intro – und bricht dann mit einer explosiven Härte los. Nur Gitarristin Krissy Morash bleibt äußerlich ruhig – sie ist der feste Anker des Sounds, formt mit präzisem Tapping und pointierten Licks eine Melodielinie zwischen all der Brutalität. Ihre Attitüde? Cool, fast mürrisch. Mit verschränkten Lippen und gespielter Missbilligung schaut sie in den Moshpit – der sich größtenteils aus Acid Vat und Mastiff zusammensetzt. Nach der eigenen Show ist für diese Leute also noch lange nicht Feierabend.
Katerina ist das pure Gegenteil von Zurückhaltung – unapologetisch, unaufhaltsam, unerbittlich. Ihre Vocals sind kraftvoll, tief und wütend. Ihre Performance: herrlich ungestüm. Sie verzieht ihr Gesicht, spuckt in die Luft, wirft ihr schweißnasses Haar zurück. Wenn sie kurz innehält, dann nur, um sich mit Wasser zu übergießen oder klarzustellen, dass sie hier ist für die Frauen und die LGBTQ+-Community. Sie will die Frauen in der ersten Reihe, sie will, dass sie Bands gründen, sie will mit ihnen auf Tour gehen – und man glaubt ihr jedes Wort. Ein Nein scheint für sie keine Option zu sein.
Attraktives Selbstbewusstsein
Trotz Schweiß, Flüchen und Exzessen: Katerina bleibt eine Erscheinung. Eine kraftvolle Mischung aus Stärke und Sinnlichkeit – nicht durch Sanftheit, sondern durch Präsenz. Ihre Attraktivität liegt nicht im Zarten, sondern im Selbstbewusstsein, das sich durch ihre Leidenschaft für die Musik entfacht. Sie trägt ihre verwischte Wimperntusche wie Kriegsbemalung, tanzt den Cockroach über den Boden oder kreist ihre Hüften in lasziver Geste. Ihre Sinnlichkeit ist nicht leise oder angepasst – sie ist wild, roh und absolut echt. Sie ist eine Diva auf ihre ganz eigene Art.
Escuela Grind beenden ihre Tour mit einem wahren Abriss in Leeds – ein energiegeladener, kompromissloser Abend, der zeigt: Diese Band wird man so schnell nicht los. Wer sie verpasst hat, kann sich mit ihrer aktuellen EP „Escuela Grind on Audiotree Live“ einen ersten Eindruck verschaffen – roh, direkt und unverfälscht.
Escuela Grind live in Leeds | 2025
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