Ein Heulen in der Heimat: Wailing Banshee

Der britische Sommer ist längst verblasst, und an diesem Abend umhüllt Regen die engen Gassen Manchesters. Lederjacken werden übergeworfen – nicht nur als Schutz vor dem Wetter, sondern auch als Symbol für den wahren Heavy-Metal-Geist.
Das heutige Line-up der Worlds Apart Tour zieht ein klassisches Publikum an.

Rattlesnakes und Neon Oracle eröffnen den Abend – zwei aufstrebende britische Bands, die ihre Namen mit einem markanten Stilbewusstsein verkörpern.

Rattlesnakes verneigen sich vor der eigenen Ikonografie – der Name erinnert an Rattlesnake Shake, jenen Glam-Rock-Titel, der einst von Mötley Crüe und Skid Row aufgenommen wurde. Entsprechend groovig und druckvoll präsentiert sich die Band: energiegeladen, authentisch, mit gelegentlichen ruhigeren Momenten auf halbakustischen Gitarren und der starken Stimme von Rowena Neale. Ein rundes Metal-Ensemble, das den Geist des klassischen britischen Heavy Metal in sich trägt.

Neon Oracle wirken dagegen fast überirdisch: düster, mystisch und emotional aufgeladen. Mit donnernden Riffs und intensiven Vocals schaffen sie eine moderne Gothic-Atmosphäre, die zwischen Industrial-Einflüssen und Nu-Metal-Erinnerungen oszilliert. Ihre Sängerin klingt herrlich böse – ein Sound, der an die frühen 2000er erinnert, an Rebellion und kathartisches Chaos.

Noch vor dem Auftritt führt Wailing Banshee ein beinahe rituelles Vorspiel am Bühnenrand durch – im Halbdunkel, halb verborgen, aber mit spürbarer Spannung in der Luft.
Dann bricht die Energie los: Wie eine moderne Verkörperung des unbändigen Geists der mythischen Banshee entfacht die Band ein Feuerwerk aus roher Kraft und mitreißender Melodik.

Es ist ein Heimspiel für die Mancunians, und man spürt die familiäre Wärme zwischen Band und Publikum.
Im Zentrum steht Dani Louise – charismatische Frontfrau, Sängerin und Model. Trotz ihrer düsteren Aura, der Smokey Eyes und des schweren Biker-Looks ist ihre Freude unverkennbar. Wailing Banshee spielen an einem Ort, der ihnen viel bedeutet: im legendären Rebellion, einer Bühne, die vielen jungen Metal-Acts als Sprungbrett dient. Zwei neue Songs stehen auf dem Programm – und die Spannung ist greifbar.

Dani beherrscht die Bühne mühelos. Theatralisch, aber nie überzogen, zieht sie das Publikum mit ihren eindringlichen Vocals und ihrer düsteren Mystik in eine eigene Welt.

Die Band lässt den Sound einer vergangenen Ära wieder aufleben – kraftvoll, poetisch und majestätisch, irgendwo zwischen Dio und Iron Maiden, jedoch mit einer kompromisslos weiblichen Energie, die sich nicht in Melodik zähmen lässt.

In einem der neuen Songs zeigt Dani eine ruhigere, verletzlichere Seite – doch insgesamt bleibt sie ein vokaler Wirbelsturm. Ihre Stimme ist mächtig, emotional und durchzogen von einem Hauch gotischer Verführung.
Jeder Song wirkt wie ein Kapitel aus einem vergessenen Buch, voller okkulter Symbolik und mystischer Bilder. Das sind keine bloßen Lieder – es sind Geschichten, Beschwörungen, kleine Hymnen der Dunkelheit.

Die rohe Energie der Band untermauert Danis Gesang perfekt. Die dröhnenden Riffs und das aggressive Schlagzeug verschmelzen zu einem Sound, der klassischen Heavy Metal mit moderner Tiefe und einer verführerischen Dunkelheit verbindet.
Ihre Stimme erhebt sich über das Doppelgitarren-Feuerwerk von Harry Darbyshire und Al McKenzie – und das Ganze wirkt beeindruckend eingespielt. Eine Band, die mit spürbarer Hingabe an ihrer Musik arbeitet, professionell, diszipliniert und mit echtem Herzblut.

Dieses Konzert war mehr als nur Musik: Wailing Banshee kehrten auf jene Bühne zurück, auf der sie einst ihr Debüt gaben – empfangen von einem begeisterten Publikum und einer elektrisierenden Stimmung.
Die Band hat gezeigt, dass sie bereit ist für größere Bühnen: für Festivals, für Touren quer durch Europa. Und wer sie an diesem Abend erlebt hat, weiß – es ist nur eine Frage der Zeit, bis man ihren Namen auf einem großen Line-up liest.