Nach Anreise-Debakel ging nichts mehr: rund 35.000 Fans mussten draußen bleiben.
Rain or shine: Das Motto des norddeutschen Wacken-Open-Air spielt seit Bestehen auf die schwankenden Wetterverhältnisse an. Das Metal-Festival ist Regen, Schlamm und Matsch durchaus gewohnt. Und trotzdem: das Jahr 2023 wird als einzigartiges in die Wacken-Annalen eingehen. Und das nicht in positiver Hinsicht. Erstmals seit 1990 können nicht alle zahlenden Fans am Festival teilnehmen. Wie die Festival-Leitung heute Nacht bekannt gab, folgt nach dem gestern verhängten Anreise-Stopp nun auch ein finaler Einlass-Stopp. Heißt: Wer es auf das Gelände geschafft hat, darf bleiben – für alle anderen endet die Metal-Party, bevor sie angefangen hat. Und das zum Teil nach stundenlangem Ausharren im Stau.
Wie viele Fans es letztlich auf das Gelände geschafft haben, ist nicht bekannt. Die Polizei sprach unterschiedlichen Quellen zufolge von rund 40.000 Personen – was weniger als der Hälfte der ursprünglichen Kapazität entsprechen würde. Ein Desaster für die Veranstalter – aber allen voran auch für die Fans, die zum Teil eine lange Anreise auf sich genommen haben, um kurz vor dem Ziel wieder umdrehen zu müssen. Der Frust bei den Fans ist groß. Die Stimmung auf den Wacken-Socials schwankt zwischen Verständnis und Entrüstung.
Die Wacken-Veranstalter kündigten indes an, dass alle jene, die nicht am Festival teilnehmen konnten, ihre Tickets refundiert bekommen.
Hätte die Festival-Leitung anders agieren können? Für das Wetter und die entsprechenden Verhältnisse vor Ort können die Wacken-Macher nichts. Das hilft kein Jammern. Wenn die Sicherheit der Fans nicht mehr gewährleistet werden kann, ist der Einlassstopp mehr als nachvollziehbar. Was sich das Wacken aber gefallen lassen muss, ist die Kritik an der Informationspolitik und der Krisenkommunikation. Hier ließ man sich zu viel Zeit – und versorgte die Anreisenden mit deutlich zu wenig Informationen.
Und auch in anderer Hinsicht fühlten sich viele Fans vor den Kopf gestoßen. Denn der vermeintliche Einlassstopp war offenbar nur ein kommunizierter, nicht aber vor Ort exekutierter. Zahlreiche Videos und Bilder auf Social Media zeigen, dass auch nach dem Einlassstopp neue Besucher*innen auf das Gelände gelassen wurden.